* Polnisches Bier, Irische Möhren und tötliche Blicke *
⇒ 08:02 Uhr, das Wetter sieht gut aus. Blauer Himmel, Sonne und kein Wind. Hoffentlich bleibt es so.Heute soll es laut Speiseplan zwar nur Eier 'gekocht' geben, aber so wie es aussieht muss das viel Arbeit machen. Zumindest von dem Stress her gesehen, den Husti schon wieder in seinem Hobbyraum hat. Aber das zeugt auch davon, daß er seine Aufgabe ernst nimmt. Ob das auf Grube auch zutrifft? Mich würde echt interessieren, was der in der Zeit bis 09:00 Uhr -wenn die Geschäfte öffnen- so treibt. Wenn allerdings der 'Dorf-Pub' schon geöffnet hat, könnte es eng werden mit unseren Morgenbaguetten.  

⇒ 08:28 Uhr, inzwischen sind auch Holger und Dieter aufgetaucht. Holger fragt wo Grube ist. Ich teile ihm mit, daß ich ihn Baguetten holen geschickt habe. "Guter Mann", sagt Holger. Das Problem ist nur, daß wenn der Baguettenladen auch erst um 09:00 Uhr öffnet, wir vorher nicht frühstücken können. "Wenn Grube zurückkommt scheißen wir ihn an, daß er morgen gefälligst etwas eher gehen soll. Sonst müssen wir wieder so lange warten." Ich glaube, da rastert der aus  

⇒ 09:06 Uhr, Grube kommt mit fünf Baguetten, drei Croissants und 'ner Packung Küchenrollen. "Was sollen die Küchenrollen?". "Ach nur mal so.", sagt Grube:"Ich wollte nur mal zeigen, daß ich's 'drauf habe!". "Und wieso hast Du nur fünf Baguetten mitgebracht?" "Weil die nicht mehr hatten, und nicht mehr in den Backautomaten passen. Da hab ich den ganzen Laden aufgekauft.". "Und was sollen die Croissants?". "Die schmecken echt gut!", behauptet Grube. Er erzählt uns, daß er in dem einen Laden -wo es übrigens keine Baguetten gab- ein Polnisches Bier trinken musste. "Wieso gehst Du in einen Laden der keine Baguetten hat, und wieso trinkst Du schon vor dem Frühstück Bier? Und dann auch noch Polnisches.". "Ich brauchte das, mir haben auf einmal die Hände gezittert. Und Guinness hatten die auch nicht", versucht er sich zu rechtfertigen. "Klar, in Irland im Bierladen gibt’s kein Guinness aber dafür Polnisches Bier. Das glaubst Du ja wohl selber nicht, erzähl mal noch so Einen!". Ab jetzt hat Grube einen neuen Decknamen, "Der Pole". "Hast Du wenigstens Deine 'Morgentelefonate' alle erledigt?". Grube hält nur grindend sein in die Luft und meint:"Schon mal was von 'Mobiltelefonie' gehört?".

09:08 Uhr, zum Frühstück gibt es Gedeck I. Baguette, Ei gekocht und U-Berg. So ein 'frisches' Baguette ist eben doch was Feines. Sind zwar auch nur im Automaten aufgebackenen Rohlinge, aber irgendwie schmecken die besser als selber aufgewärmte. Also zumindest für Heute hat Grube seine Aufgabe gut erfüllt.

⇒ 09:28 Uhr, Grube lässt sich ein Guinness ein. Ich glaube der ist auf Entzug. Gleichzeitig kündigt er seinen obligatorischen 'Safttag' für Montag an. Das wird bei ihm mit zunehmendem Alter auch immer eher. Früher war das meistens erst am Mittwoch. In den letzten Jahren ist dann der Safttag über Dienstag bis auf den Montag vorgerückt.

⇒ 09:40 Uhr gibt es die erste Runde U-Berg für Alle.

10:06 Uhr, wir verlassen Dromod in Richtung Carnadoe. Der erste Halt ist Mittag in Kilglass geplant. Laut Speiseplan soll es 'Bohnentopf Holger' geben. Bis jetzt hat sich das Wetter von heute Morgen gehalten. Von Westen her ziehen zwar diverse dunkle Wolken über den Lough Bofin, aber vielleicht haben wir ja Glück und können die 'umfahren'.

⇒ 10:36 Uhr, wir befinden uns im 5 km/h Bereich zwischen Lough Bofin und Lough Boderg. "Halt Hecht!". Ich traue meinen Ohren nicht. Heute war tatsächlich Grube der Erste. Ist zwar nur ein 'Kleiner', aber immerhin vor Holger gefangen. "Hä, Hä, jetzt steht es 2:1!", tönt Grube sichtlich stolz. "Ich glaube, Du bringst da was durcheinander.", sagt Holger. "Wenn schon, dann steht es 2:2!". Grube wirkt irgendwie geknickt.

⇒ 10.42 Uhr, Grube lässt schon wieder ein Guinness ein. Wenn der so weitermacht, braucht er morgen wirklich 'nen Safttag.

⇒ 11:00 Uhr, wir haben die Einfahrt zu den Carnadoe Waters erreicht. Jetzt beginnt eine der schönsten Strecken im Verlauf des Shannon. Mal abgesehen von der fantastischen Landschaft herrscht hier immer relative Windstille. Rein vom Wetter her gesehen, haben wir bisher auch immer Glück gehabt. Wir waren zwar schon öfters hier, aber es hat immer die Sonne geschienen. Ob das jetzt Zufall oder einfach nur durch die Lage bedingt ist, kann ich nicht sagen.

⇒ 11:30 Uhr, ich verspüre plötzlich 'Knieschmerzen'. Komischerweise hat Holger das selbe Problem. Dieter hat das Signal sofort verstanden und kredenzt eine Runde Whiskey.

⇒ 11:38 Uhr, damit es später mal nicht heißt:"Mensch die Saufen ja nur und tun nichts für die Gesundheit", serviert uns Husti einen Teller frischer Möhren. Den Lesern in den Alt-Bundesländern evtl. auch unter Karotte bekannt.

⇒ 11:50 Uhr, Grube geht schlafen. Ich glaube, das war 'ne gute Entscheidung.

12:12 Uhr, der Himmel hat sich zugezogen. Holger sitzt immer noch eisern mit der Angel in der Hand auf seinem Stuhl. Dieter liest Zeitung und Husti agiert in seinem persönlichen 'Reich', der Kombüse. Wir fahren gerade in den Carrigeen Cut ein. Das ist der Verbindungskanal zwischen Black Loug und Kilglass Lough. Vor uns scheint es wieder besser zu werden. Tatsächlich wird es kurz darauf wieder hell ohne geregnet zu haben. Die Wettertechnische Glückssträhne scheint uns also auch weiterhin treu zu bleiben.

⇒ 12:44 Uhr, wir haben in Kilglass angelegt. In der Kombüse köcheln die Bohnen. Ich frage Husti:"Hast Du heute wenigsten mal 'etwas' Knobi ans Essen gemacht?". Da war er wieder, der böse, strafende und jegliches Gegenargument sofort zunichte machende Blick,  der in solchen Momenten immer aus der Kombüse in Richtung Salon geworfen wird. Da bekommt man eine ungefähre Ahnung davon, wie sich ein Kaninchen fühlt, wenn es Auge in Auge einer Schlange gegenübersteht. Ich glaube, wenn Husti Ausbilder bei der Bundeswehr wäre, hätte er bestimmt auch den 'Geschwiegenen Befehl' -abstrafen ohne Worte zu verwenden- erfunden.