* Grog oder nicht Grog?!? *
⇒ 09:02 Uhr, gut gelaunt betrete ich den Salon. Husti und Holger haben ihr Dienstkleid an. "Wieso habt'n Ihr Euer Kleid schon an?", frage ich. "Weil heute Feiertag ist und wir das da immer anhaben!", sagt Husti. Ich blättere sofort mein virtuelles Fotoalbum der letzten Jahre im Kopf durch und bemerke:"Niemals, wir haben die Dienstkleidung immer erst Abends angelegt, wenn wir Essen bzw. in den Pub gegangen sind!". "Quatsch!", wirft Husti ein. Ich lasse auch nicht locker:"Wen wir die schon zum Frühstück anziehen, dann sind die spätestens Mittag eingesaut. Und was willst Du dann heute Abend anziehen?", frage ich Husti. "Quatsch, die sind nicht eingesaut!", antwortet er. Na gut, denke ich mir, Ich werde Euch das schon noch beweisen.

⇒ 09:12 Uhr, es gibt tatsächlich Lachs. Und nicht etwa einfach nur so 'ne Scheibe Lachs auf den Teller geklatscht. Nee, nee, es gibt 'Lachsröllchen' und Schinken -ebenfalls gerollt- dazu noch ein Ei und Lauchzwiebel 'an' Baguette. Als besonderes Leckerlie stelle ich dann noch zur allgemeinen Überraschung den 25'er U-Berg Karton auf den Tisch. Perfekt! Das ist doch mal ein würdiges 'Herrentagsgedeck', oder? Leider kann ich aber trotzdem nicht die volle Punktzahl vergeben. Ein kleiner Wermutstropfen sind die 'aufgewärmten' Baguetten. Wenn Jetzt Quaddel an Stelle von Grube mit wäre, dann gäbe es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit frische Baguetten. Naja egal, zumindest optisch sieht es wenigstens 1A aus.  

⇒ 09:32 Uhr, ich öffne den 25'er Karton. Der ist wie so 'ne Matrjoschka-Puppe. Erst knallt es -wie immer- den Nippel von der Folie weg, und dann kriegt man Puls 180 weil die Folie nicht abgeht. Als ich die dann endlich mit Hilfe eines Messers entfernt habe, kommt der nächste Akt. Pappdeckel auf, und schwupp die nächsten 7 (sieben) Kartons! 5x3'er Pack und 2x5'er Pack. Aber okay, wenn wir die Möglichkeiten haben, unterstützen wir eben auch die Müllindustrie.

⇒ 09:42 Uhr, Grube wirft die Rester von den (aufgewärmten) Baguetten über Bord, für die Enten. Allerdings landen die nicht wie geplant im Wasser sondern auf dem Deck. "Der ist sogar zu blöd Brot aus dem Fenster zu werfen!" 

⇒ 10:00 Uhr, es steht mal wieder die Frage "Grog oder nicht Grog?" im Raum. "Wenn nachher die Sonne rauskommt ist es zu spät!". Der Smutje zeigt allerdings keine Reaktion.

⇒ 10:04 Uhr, Grube geht mit den Worten:"Mal sehen was mein Schatz so sagt.", von Bord um sein allmorgendliches Pflichttelefonat zu tätigen.

⇒ 10:46 Uhr, 20°C und kein Wind. Langsam kommt die Sonne zum Vorschein. Ich sehe schwarz für Heute, was den Grog angeht.

⇒ 10:48 Uhr, wir starten in Richtung Shannonbridge. Dort wollen wir übernachten und ein gepflegtes Guinness im "Killeen" trinken.

⇒ 11:16 Uhr, Athlone Lock liegt hinter uns und ich nehme Kurs auf Clonmacnoise. Dort ist eine Pause geplant und je nach Lage der Dinge evtl. Mittag essen. Laut Speiseplan soll es ja heute Hechtspieße geben. Allerdings gab es die in den letzten Jahren immer erst abends. Na mal sehen wie sich die Kombüse so entscheidet.Holger und Grube habe wieder ihre 'Gummifische' im Wasser. Ob da heute noch was läuft? Ich glaube ja, bei dem Wetter passiert da nicht mehr viel.

⇒ 11:34 Uhr, es herrscht absolute Windstille. Unsere Wimpel bzw. Flaggen hängen völlig bewegungslos nach unten. Geistig habe ich mich soeben endgültig von dem Grog verabschiedet, denn die Sonne fängt jetzt richtig an zu brennen. Gut das wir für solche Situationen einen Verantwortlichen für "Beauty & Wellness" haben. Dieter versorgt uns auch sofort mit den entsprechenden Emulsionen um den nötigen Sonnenschutz -für die Haut ab Fünfzig- zu gewähren.

⇒ 11:50 Uhr, Dieter serviert ein gut gekühltes Guinness. "Guter Mann!".

⇒ 12:04 Uhr, Holger fragt mich um welche Uhrzeit genau er seine Hechte gefangen hat. Als verantwortlicher für die Tourdokumentation schaue ich sofort in mein Notizbuch und gebe Holger die genauen Zeiten. Holger:"Grube, Dein Zeitfenster ist vorbei! Du kannst die Angel einpacken!".  

⇒ 13:30 Uhr, wir legen in Clonmacnoise an. Die Sonne brennt erbarmungslos. Selbst den Kühen, die hier fast alle im Wasser stehen, scheint es zu heiß zu sein.
Jetzt ist allerdings eine gute Gelegenheit die Dienstkleider anzulegen. Erstens sind die hell, und Zweitens haben die kurze Ärmel. Gesagt, getan, alle sitzen auf dem Sonnendeck -was jetzt seinem Namen alle Ehre macht- und haben ein einheitliches Erscheinungsbild.

⇒ 13:50 Uhr, wir genießen ein gepflegtes Guinness. Um das noch zu steigern, lässt Dieter fünf Bushmills ein. Ein Genuss, Herrentag ist echt 'ne feine Erfindung.

⇒ 14:20 Uhr, nicht eine Wolke ist am Himmel zu sehen. Die diversen Sonnenschutzmittelchen kommen nicht zum Stillstand. "Den Rum müssen wir nun endlich wegkippen!", erwähne ich so nebenbei. "Das befürchte ich auch!", pflichtet Holger mir bei.
In der Kombüse herrscht höchste Betriebsamkeit. Flexibel wie er nun mal ist, hat der Smutje kurzfristig beschlossen die Hechtspieße nicht wie geplant heute Abend sondern schon jetzt als Mittagsmahl auf den Tisch zu bringen. Gegen diese Idee ist nichts einzuwenden.

⇒ 14:34 Uhr, endlich es ist soweit. Es gibt Hechtspieße und Rotwein.  Genau, das hab ich mich auch gefragt. Fisch und Rotwein? Also ich als Gourmet der untersten Kategorie war ja bisher immer der Meinung, daß zu Fisch nur Weißwein getrunken wird. Husti hat aber gesagt:"Klar trinkt man Rotwein zu Fisch!". Okay, der ist der Weinkenner, -behauptet er zumindest- und wenn man Weinkenner ist, hat man eben Ahnung von Wein. Sogar von Rotwein, und Fisch. Übrigens handelt es sich dabei um eine Flasche der Marke "Cono Sur" ein Cabernet Sauvignon aus Chile. Die Pulle zu 07,99€, wie sich später in Banagher im "Super Valu" herausstellen wird.
Wie auch immer, mir schmeckt es jedenfalls vorzüglich. Der Fisch sowieso, und auch der Wein. Ob der jetzt nun Rot oder Weiß ist, ist mir eigentlich scheißegal.

⇒ 15.12 Uhr, Dieter hat die Flasche Bushmills am Wickel. Seiner Meinung nach ist Whiskey bei solchen Temperaturen besser zum Verdauen geeignet als ein U-Berg. Ob an dieser These was dran ist? Ich glaube, das interessiert im Moment niemand. "Und was ist mit Grog?".   

⇒ 15:40 Uhr, wir legen ab und nehmen das letzte Stück bis nach Shannonbridge in Angriff. Angesichts der Hitze halten sich Bewegungsdrang sowie das Verlangen nach alkoholischen Getränken in Grenzen. Auch sonst ist es ziemlich ruhig an Bord. Grube und Holger halten sich wortlos an ihren Angeln fest. Die sind so ruhig, daß ich das Gefühl habe, die schlafen. Husti sitzt in seiner Koje und liest ein Buch. Bestimmt wieder ein "Frauenversteherbuch".  Dieter hat es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und liest Zeitung.
Zeitung: Wie soll ich das jetzt erklären. Also für alle Internet und online-Junkies, eine Zeitung ist ein Kommunikationsmittel aus Papier, für Leute die keinen Strom haben. Man kann lesen und bekommt Informationen ohne Bildschirm und Tastatur. Die kann man auch unter den Arm klemmen und mit auf's Klo nehmen. Im gefalteten Zustand lassen sich damit sogar Fliegen totschlagen. Versuch das mal mit 'nem Laptop.
Für alle "Blöd"-Leser sei noch erwähnt, daß man in einer Zeitung zwar niemals erfahren wird, wenn der Goldfisch von Kate Middleton ins Aquarium uriniert hat oder in China ein Sack Reis umgefallen ist.   Aber dafür kann man wenigstens den Wetterbericht studieren ohne ständig von Titten oder überdimensionalen Buchstaben abgelenkt zu werden. Außerdem kann man einen Artikel getrost lesen ohne am nächsten Tag noch die Gegendarstellung abwarten zu müssen.