* Wasser, Vouchers und der Kappensturz *
⇒ 08:58 Uhr, ich öffne die Kajüttentür und blicke in das grinsende Gesicht vom Smutje. "Guten Morgen, wünsche wohl geruht zu haben!", schmettert er mir entgegen. Das scheint wirklich ein guter Morgen zu werden. Die Eier brutzeln schon in der Pfanne und draußen scheint die Sonne in voller Stärke.

⇒ 09:06 Uhr, es gibt Spiegelei mit Schinken und 'alten' Baguetten. Das einzig gute an alten Baguetten ist, daß man danach einen U-Berg zur Verdauung braucht.  

⇒ 09:30 Uhr, Holger greift ins U-Fach.

09:36 Uhr, Grube geht Baguetten holen? "Wieso gehst'n Du jetzt Baguetten holen, sind die schon für morgen Früh, oder was?". "Nö, die sind für Mittag?". "Wie für Mittag, ich denke da gibt's Steak? Jetzt nach dem Frühstück gehst Du Baguetten holen!.Also normal ist das nicht!".Ein Schelm der jetzt Böses denkt und vermutet, daß er das nur als Alibi benutzt um seiner Telefonlust zu frönen.   "Aber denk dran, kein Polenbier trinken!", rufe ich noch hinterher.

⇒ 09:50 Uhr, ich stehe mal wieder auf der Flybridge und mache die morgendliche 360° Videoaufnahme. Ich hab's geahnt! Nach betätigen des Zooms bin ich mir Sicher. Das ist Grube!. Der sitzt oben an der Brücke auf einer Parkbank und hat sein am Ohr.

⇒ 10:24 Uhr, an Bord sind es jetzt schon 22°C. Das wird bestimmt wieder ein heißer Tag. Dieter reicht das Sonnenöl.
Eine, wie ich mal vermute, Irin zeigt sich gerade "very amused" über unsere mittlerweile zum Standard gewordenen 'Kapitänsschnecken' an der Bug- und Heckleine. Dieses Verhalten -vorwiegend weiblicher Bootstouristen- war in den letzten Tagen mehrfach zu beobachten. Da lag Husti mit seiner Bezeichnung 'Dildoschnecke' doch nicht so verkehrt.  

⇒ 10:34 Uhr, wir legen ab. Das heutige Etappenziel Banagher ist gleichzeitig das Ende der Tour 2011. Nachdem wir unter der Brücke durch sind, nehmen Holger und Grube zum letzten mal Stellung ein. Ob die heute noch was fangen? Ich glaube, das wird wie gestern laufen und gegen Null gehen. Den Hechten ist das doch viel zu heiß. Am Himmel ist nicht der Hauch einer Wolke zu erkennen.

⇒ 10:56 Uhr, Holger kommt vom Pinkeln:"Und Grube, hat's schon mal geruckt?". "Nö, aber es dauert bestimmt nicht mehr lange!". Ich füge noch hinzu:"Streng dich an Grube, noch hast Du die Chance den Größten zu fangen!". "Genau, und außerdem will ich Holger heut noch um Gnade winseln hören!", ruft er zurück.

⇒ 11:10 Uhr, Dieter serviert Wasser.   

⇒ 12:10 Uhr, Dieter bringt schon wieder Wasser! Das liegt an der Hitze. Heute ist es noch wärmer als gestern. Für mich -der am liebsten Urlaub in Norwegen oder noch weiter oben macht- sind das gefühlte 40°C. Ich glaube, so viel Wasser wie ich gestern und heute in mich reingeschüttet habe, trinke ich sonst im ganzen Jahr.

⇒ 12:24 Uhr, wir sind bereits in Sichtweite der Marina von Banagher. Holger und Grube holen die Angeln ein, das war's für dieses Jahr.

⇒ 12:30 Uhr, wir haben am Jetty mit der Dieselsäle angelegt. Ich gehe wie immer gleich hoch ins Office um unsere Rückkehr zu melden und die Zeit für den "pick up" (mitnehmen, abholen) morgen Früh zu erfahren.Der CC Mitarbeiter quält sich mühevoll mit zwei Fingern über die PC-Tastatur um mich dann zu fragen, ob wir den Bustransfer nach Dublin privat organisiert haben   In der Annahme ihn falsch verstanden zu haben, frage ich zur Sicherheit nochmal nach. Er dreht den Monitor in meine Richtung und versucht mir zu erklären, daß ich bzw. wir nicht auf der Abholliste stehen. Ich zeige ihm den Voucher vom Reisebüro. Darauf steht:"5x DUB - CC Liegeplatz - DUB". Das überzeugt ihn schließlich, und er will sich drum kümmern. Ich soll nach 15:00 Uhr nochmal vorbeischauen.

⇒ 12:36 Uhr, als ich zurück zum Boot komme hängt das schon an den üblichen Schläuchen. "Gas, Wasser und Scheiße!", wobei Gas in diesem Fall für Diesel steht. Die Uhr an der Dieselsäule bleibt bei 56,98 Liter stehen. Die beiden CC-Mitarbeiter -die vom Alter her höchstens Lehrlinge oder Neudeutsch 'Azubis' sind- schauen etwas verwirrt. Erst recht als die den Tankrüssel mehrmals rein und raus gezogen und hin und her geklappert haben und die Uhr trotzdem nicht weiter gelaufen ist. Jetzt ist moderne Kommunikation gefragt. Per Handy wird der 'Meister' angerufen und um Rat gefragt. Nach einigen Minuten erscheint der dann auch persönlich vor Ort. Als der mich sieht grinst er nur und bestätigt die Anzeige auf der Dieseluhr. Den beiden 'Stiften' erklärt er, daß er uns schon kennt und wir immer so wenig Diesel verbrauchen.
Ich glaube, für ihn sind wir bestimmt keine guten Kunden. Nur 57 Liter Umsatz an der Dieselsäule machen, aber dafür bei drei 'Nasszellen' drei volle Tanks Scheiße abliefern.  

⇒ 13:14 Uhr, der Smutje hat die Steaks in die Pfanne gehauen. Bei der Hitze hab ich aber nicht wirklich Hunger. Vielleich hilft da ein 'Aperitif'. Dieter greift zum Getränkefach und bringt die Letzte Jameson ins Spiel. Damit lässt es sich bestimmt gut aufs Mittag vorbereiten.

⇒ 13:36 Uhr, tatsächlich, auch wenn's nur eingebildet ist, aber ich habe das Gefühl, langsam Appetit auf Steak zu haben.   "Ich habe da so ein Reißen im linken Knie!", werfe ich in die Runde. Dieter versteht sofort und fragt mit der Jameson in der Hand:"Noch Jemand Knieschmerzen?". Holger und Grube spüren plötzlich auch ihre Knie. "Husti, wie sieht's bei Dir aus?". "Nee, ich nicht!". "Nicht is! Schon mal was von Gruppenzwang gehört? Du trinkst jetzt einen mit, basta!".

⇒ 13:38 Uhr, die Steaks sind fertig. Das mit dem Aperitif war 'ne gute Idee. So ein 'kleines' Steak kommt jetzt echt gut. Deshalb nehme ich freiwillig das Kleinste. Natürlich hab ich das Meinige extra durchgebraten bestellt. Ich hasse es, wenn da noch das Blut rausläuft. Die Feinschmecker werden jetzt wieder behaupten, daß das gar kein Blut ist sondern nur Bratensaft. Egal, für mich ist das Blut, und das ist ekelhaft!

⇒ 13:52 Uhr, Holger greift ins U-Fach.

⇒ 14:00 Uhr, Dieter hantiert mit der Flasche Jameson.

⇒ 14:18 Uhr, jetzt ist 'Kappensturz'! Da sind zum Ersten 99 Kappen in der 'Kappentüte' und dann noch 8 Kappen die sich noch auf verschlossenen Flaschen befinden. Das macht dann nach Adam Ries genau 107 Kappen! Respekt, das ist neuer Rekord. Allerding 107 geteilt durch 5 haut nicht hin. Da sind entweder zwei Kappen zu viel oder Drei zu wenig.  

⇒ 15:00 Uhr, ich war nochmal im Office und habe die Bestätigung für den morgigen Bustransfer bekommen. Wir werden 07:00 Uhr abgeholt.
Als ich wieder an Bord bin, das übliche Bild. Holger, Grube und Husti 'rüsseln'. Dieter hat es sich an Deck gemütlich gemacht. Mir ist das zu heiß. Ich habe alle Vorhänge zugezogen und mich im Salon auf dem Sofa ausgebreitet. Jetzt ja keine hektischen Bewegungen machen und ganz flach atmen.

⇒ 16:10 Uhr, mittlerweile hat die Hitze auch den schlafenden Teil der Crew wieder aus den Kojen getrieben. Dieter hat schon wieder -wahrscheinlich mehr aus Langeweile- die Pulle Jameson in der Hand und fragt:"Wie sieht's aus mit 'nem kleinen Whiskey zur Aufmunterung?". Das scheint 'ne gute Idee zu sein. Zumindest ist kein "Ich nicht" zu vernehmen. "Trinken wir aus der Flasche oder soll ich die Gläser einlassen?", fragt Dieter. "Aus dem Glas!". Dieter stell fünf Gläser auf den Tisch und nimmt -sicherlich bereits massiv durch die Hitze geschädigt- einen kräftigen Schluck aus der Pulle. "Eh Kerl, am besten Du hältst dich für den Rest des Tages nur noch im Schatten auf!"