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       Was bisher geschah

04:10 Uhr, Flughafen Leipzig, 1.OG Check-in Bereich.Die Fahrstuhltür öffnet sich und ich kann von weitem schon drei mir bekannte Gesichter ausmachen. Grube, Quaddel und Dieter sind schon da. Ausgemacht war Treffpunkt zwischen dreiviertel und um Fünf. (für Leser aus den Altbundesländern, viertel vor Fünf und Fünf bzw. 04:45 bis 05:00 Uhr) Die Jungs haben auch pflichtbewusst und wie am Anreisetag gefordert, ihr 'Dienstkleid' angelegt. Ich bin stolz auf meine Crew. Bis jetzt läuft also alles korrekt nach Plan.

04:58 Uhr, Husti und Holger kommen, wir sind komplett. Kurze Begrüßung, ein 'schnelles' Gruppenfoto, Bordkarten verteilen und dann zum Check-in. Obwohl, eigentlich geht's ja nur noch darum das Gepäck loszuwerden. Ein richtiger Check-in ist das ja heutzutage gar nicht mehr. Heute geht es ja in der Hauptsache nur noch um Kostenminimierung oder auch 'cost reduction' wie der Deutsche neuerdings zu sagen pflegt. Da Serviceleistungen aber ein nicht unerheblicher Kostenfaktor sind, werden diese immer mehr gegen Null gefahren. Die eigentliche Arbeit, also der Service, wird nun ganz dezent 'wegdelegiert' und dem Fluggast als Errungenschaft des Computerzeitalters sowie vereinfachtes, schnelles und problemloses Einchecken verkauft.
Ähnlich wie Handel, Banken oder Finanzamt hat nun auch die Lufthansa den Begriff 'Selbstbedienung' entdeckt. Entweder man checkt, wie der Begriff Selbstbedienung schon verrät, selber hier am Automaten ein oder vorher (ab 23h vor Abflug) online von zu Hause aus. Ich habe die zweite Variante genutzt, und schon gestern die komplette Crew online eingecheckt sowie die Bordkarten ausgedruckt. Das hat mich zwar wieder eine Unmenge an Zeit, Nerven und graue Haare gekostet, (nähere Informationen dazu im Kapitel -Abreise-), aber dafür müssen wir jetzt, das hoffe ich zumindest, nicht ewig anstehen.

05:06 Uhr, unser Gepäck haben wir los und die Sicherheitskontrolle vor uns. Das geht wieder Erwarten ziemlich zügig und reibungslos. Ich muss lediglich wie erwartet meine Schuhe ausziehen, aber das bin ich über die Jahre gewöhnt. Was mich allerdings wundert, die 0,5L Wasserflasche hat keinerlei Aufsehen erregt. Die hatte ich als Art 'Testballon' in meinen Rucksack gepackt. Im E-Fall hätte man die schnell hier im stehen austrinken können. Mit 'ner Pulle Whiskey hätte das dann schon anders ausgesehen. Hätte ich zwar bestimmt auch geschafft, aber für den Weiterflug bzw. Rest des Tages wäre das sicher kontraproduktiv 

05:12 Uhr, wir sind am Gate-22 angekommen und haben es uns gemütlich gemacht. Zur Abmilderung einer evtl. aufkommenden Flugangst reicht Holger die erste Runde 'U-Berg'. Ich mache, nee, ich will, ein Foto machen. Entsetzt muss ich feststellen, daß meine Kamera nicht mehr im Rucksack ist.   Mein erster Gedanke, die ist bei der Sicherheitskontrolle auf 'Abwege' geraten. Dann fällt mir aber ein, daß ich kurz vor dem Gepäck abgeben schon ein schnelles Foto gemacht hatte. Als ich danach die Bordkarten verteilt habe, hatte ich die Kamera neben meinem Rucksack auf die Bank gestellt. Da ja Leipzig nicht wirklich zu den großen Flughäfen dieser Welt zählt, und die Anzahl der Passagiere die um diese Zeit hier unterwegs sind sehr überschaubar ist, stehen die Chancen gut, daß die dort noch steht.

05:16 Uhr, auf halbem Weg zur erwähnten Bank kommt mir ein LH-Mitarbeiter entgegen. In seiner Hand 'ne Kamera. Beim näheren Betrachten stellt die sich als die Meinige heraus. "Ich dachte mir schon, daß Sie die dort haben stehen lassen!", sagt der Typ zu mir. Den Satz hab ich zwar bis heute nicht verstanden, hab mich aber trotzdem ausgiebig bei ihm bedankt und den 'super Service' von LH gelobt. Okay, das mit dem Service war vielleicht etwas geheuchelt, aber ich war heilfroh meine Kamera wieder zu haben. Mir geht das weniger um den Wert von dem Teil, aber als verantwortlicher für die Tour-Dokumentation hätte mir das wichtigste Werkzeug gefehlt. Das ist so als wenn man einem Maler den Pinsel oder 'nem Maurer die Kelle klaut.

05:22 Uhr, auf den Schreck brauch ich auch 'nen U-Berg. Apropos U-Berg ….

05:28 Uhr, Quaddel und ich stehen im ehemaligen Duty-free an der Kasse und haben jeder (davon kann man nämlich nie genug haben) einen 25'er Karton U-Berg auf dem Band stehen.

05:50 Uhr, wir sind an Bord. Die Tatsache daß Husti 'ne LVZ unterm Arm hat und Dieter die 'Blöd' verwirrt mich jetzt etwas. Mein Verdacht geht aber dahin, daß das nur ein von Husti selber gesteuertes Ablenkungsmanöver ist. Der hat bestimmt Dieter heimlich den Auftrag erteilt sich dieses 'Fischeinwickelblatt' zu nehmen um nicht wieder bei mir in Ungnade zu fallen oder als überführter Wiederholungstäter auf diversen Beweisfotos zu erscheinen. Ich bin mir aber relativ sicher, daß ich noch zu dem obligatorischen Foto komme.

06:14 Uhr, als erstes Frühstück gibt's 'nen Corny Riegel, Kaffe und Tomatensaft. Den Riegel hätte LH auch weglassen können. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da gab's noch 'ne Wurts- oder Käsesemmel als Frühstück. Das ist aber schon 'ne ganze Weile her. So ein Riegel aus 'industriell verpresstem Korn' ist sicher billiger und steht deshalb bei LH ganz oben auf den Einkaufslisten.

07:08 Uhr, pünktlich in FFM gelandet befinden wir uns bereits im Bus auf dem Weg vom Außenparkplatz zum Terminal C. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Weiter fliegen wir nämlich wie immer von Terminal B. Das heißt, der übliche lange Marsch inklusive 'Psychotunnel' liegt vor uns.

07:10 Uhr, es fängt plötzlich an sehr unangenehm im Bus zu riechen. Mein Blick schweift in die Runde. Ich schaue jedem einzelnen tief in die Augen. Der einzige der diesem Druck nicht stand hält und sich durch ein breites Grinsen und leichte Schamröte im Gesicht selber enttarnt, ist Quaddel. Ich frage mich, wie ein so 'kleiner' Mensch einen so 'großen' Geruch hinkriegt. Der Esel im Film "Shrek 2" hätte jetzt gesagt:"Der kann zaubern. Der bringt warme Luft zum stinken!" 

07:18 Uhr, die Betreiber vom Flughafen Frankfurt/Main scheinen Probleme mit der Technik haben. Wir sind im Psychotunnel aber es läuft keine psychedelische Musik und die Beleuchtung wechselt auch nicht wie gewohnt die Farben. Wenn ich mir das recht überlege, ist das bestimmt auch ein Opfer des neuen 'low-service' Trends. Das ist jetzt aber nur Nebensache. Viel wichtiger ist, wir haben es nicht mehr weit bis zur ersten Halben in unserer Stammkneipe.


       Wieder bei Kuffler & Bucher

07:38 Uhr, da die Halben jetzt da sind, steht einem zünftigen zweiten Frühstück nichts im Wege. Holger und Dieter packen diverse Wurst aus und Husti wie immer die dazu benötigten 'Griffe'. Ich habe zwar auch noch einige Frühstückszerealien im Rucksack, aber die lasse ich vorerst dort. Der Tag ist noch lang und wenn dann plötzlich das 'kleine Hüngerchen' kommt, ist man froh noch stille Reserven zu haben.

07:46 Uhr, wie nicht anders erwartet, war die Salami ziemlich fettig. Der Stammleser wird jetzt bereits den nächsten Schritt kennen. Genau, es gibt 6 U-Berg zur Verdauung.

08:14 Uhr, Dieter holt 5 1/2 Halbe am Tresen. Hier ist wiederrum der Stammleser im Vorteil und hat die Sache durchschaut. Die halbe Halbe ist für Husti. Der tanzt irgendwie immer aus der Reihe und versucht sich dem Gruppenzwang zu entziehen.

08:36 Uhr, Grube bestellt bzw. wünscht sich 'Helles' fürs Boot?!? Am besten 'Polenbier'. Der tickt doch nicht richtig. Nach Irland fahren und kein Guinness trinken ist wie Urlaub in Frankreich machen und dann dort Bockwurst oder Eisbein essen wollen.

08:42 Uhr, Husti macht sich mal wieder an der magentafarbenen T-Säule zu schaffen. Hat der evtl. vor, Grube den Rang als Vieltelefonierer abzulaufen? Dabei fällt mir auf, daß Grube heute ja noch gar nicht telefoniert hat. Sowas hat es auch noch nie gegeben. Das muss ich mir sofort mal im Tagebuch notieren. Ich erkundige mich umgehend um sein Wohlbefinden. Ist aber alles soweit okay, wie er mir bestätigt. Vielleicht liegt's ja daran, daß er jetzt verheiratet ist und "B." sicher hat. Da muss 'Mann' nicht mehr ständig kommunizieren und Angst haben, daß da jemand anderes am Ball ist.  

09:06 Uhr, "Hier serviert der Käpt'n noch selber!" Ich habe mal prophylaktisch noch 6 Pils am Tresen geholt, vorsorglich aber nur kleine a 0,3L einschenken lassen. Das hat nämlich drei Vorteile. Erstens belastet das die Gruppenkasse nur mit 24.-€, zweitens drückt dann im Flugzeug das Pinkelmännchen nicht ganz so stark, und drittens kann sich Husti nicht wieder der Gruppendynamik entziehen.


       Jetzt geht's los, oder?

09:48 Uhr, wir sind dem Aufruf zum Boarding gefolgt und stehen am Gate B58. Am Display steht allerdings "No Boarding". Haben die mal wieder das Gate geändert und wir das nicht mitbekommen? Nein, es stellt sich heraus, daß 'nur' die Drehtür defekt und dadurch der Weg zum Shuttle-Bus blockiert ist. Man beruhigt uns per Lautsprecherdurchsage und bittet um etwas Geduld, ein Techniker ist bereits informiert.

09:52 Uhr, ein Typ, der zumindest so aussieht als wäre er der Techniker, kommt problemlos von 'draußen' rein. Aber nicht durch die Drehtür, sondern durch eine ca. 2m daneben befindliche Schiebetür. Er macht sich unverzüglich an der Drehtür und am (vermutlich) die Drehtür steuernden Computer zu schaffen.

10:00 Uhr, Wieso lassen die nicht einfach die Leute durch die Schiebetür raus in den Bus? Ob ich nun eine Tür 2m weiter links oder rechts benutze, ist doch scheißegal. Aber da gibt's garantiert wieder eine Vorschrift, daß das unbedingt 'ne Drehtür sein muss. Ich frage mich nur, was die machen wenn's hier mal brennt und die Drehtür auch nicht funktioniert? Da muss man bestimmt erst noch schnell diverse Zugangsberechtigungen beantragen oder eine 'SuperSpecialSecurityAccessIdendificationCard' besitzen um die Schiebetür als Fluchtweg nutzen zu dürfen.  

10:06 Uhr, "Boarding Now".

10:12 Uhr, wir sitzen im Bus.

10:18 Uhr, wir sitzen immer noch im Bus, nicht passiert. Es stellt sich raus, daß die Tür schon wieder klemmt.

10:28 Uhr, die LH hat über 'ne halbe Stunde gebraucht um die Schiebetür gleich neben der Drehtür zu entdecken. Die ist nämlich jetzt offen und die restlichen Passagiere können endlich in den Bus.

10:54 Uhr, mit 'nur' 50 Minuten Verspätung starten wir endlich.


       Vergammelte Milch, Bushmills und Kaminwurzen

11:08 Uhr, wir sind mal wieder beim Thema Service angelangt. Statt meiner erhofften Wurstsemmel o.ä. gibt es 'ne Flasche "Actimel" und drei in einer Plastiktüte eingeschweißte Apfelstückchen. Mir schwillt der Kamm! So ein Rotz, dafür hab ich fast 400.-€ für den Flug bezahlt, ich könnte kotzen!  Das Joghurtgesöff gebe ich gleich an Husti weiter, der ekelt sich vor nichts, der säuft auch sowas. Notgedrungen esse ich dann wenigsten die drei Apfelstücke. Da hab ich zumindest den Obstbedarf für die nächsten drei Monat weg. Aber diese durch Bakterien verdickte Milch muss nicht sein. Da können die zehnmal Probiotikum drauf schreiben und mir einreden, daß sowas gesund ist. Der Mensch ist für sowas nicht geschaffen. Der braucht was richtiges zu essen und beißen. Für was habe ich denn sonst Zähne?

11:26 Uhr, habe mich langsam wieder beruhigt und lass mir wie üblich 'nen Kaffe und 'T-Saft' reichen. Holger & Grube ordern Sekt, Husti & Dieter Rotwein und Quaddel streikt. Der will nichts.

11:24 Uhr Ortszeit Dublin. Der A321 setzt ziemlich hart auf der Landebahn auf.

11:42 Uhr, die obligatorische Passkontrolle verläuft hier in Dublin immer zügig und problemlos. Als nächstes stehen die alljährlichen Standartaktionen an. Ein Foto von der Jameson Vitrine machen und dann 'Sammelurin' abgeben.

11:56 Uhr, das gewohnte Quietschen durchzieht die Gehörgänge. Ein untrügliches Zeichen dafür, daß wir das Gepäckband im Terminal-1 erreicht haben. Unsere Taschen kommen im Gegensatz zu anderen Jahren relativ schnell und vor allem 'komplett'.

12:04 Uhr, während Quaddel seinen Flachmann für einen ersten "Willkommen in Irland" Schluck in die Runde reicht, versucht Grube sein Handy zu aktivieren. Wie immer ist diese Aktion mir dem üblichen Gemecker, "Scheißding, kein Empfang, geht nicht" usw. verbunden. Jetzt bin ich mir aber wenigstens sicher, daß es Grube gut geht und er wieder der Alte ist.

12:08 Uhr, am Meetingpoint steht schon ein Busfahrer mit einem Pappschild "Banagher" in der Hand. Es stellt sich heraus, daß wir seine einzigen Passagiere sind und deshalb nicht, wie sonst üblich, noch auf einen Maschine aus München warten müssen, Perfekt!

12:10 Uhr, wir sind auf dem Weg zum Bus. Grube gibt telefonisch einen ersten Statusbericht an "B." durch und Holger versucht noch für die Busfahrt paar Flaschen 'Wasser' zu kaufen. Das verwirrt mich zwar für den ersten Moment, wird sich später aber noch als eine gute Idee herausstellen.

12:18 Uhr, der Bus setzt sich in Bewegung. Da wir wie bereits erwähnt die einzigen Fahrgäste sind, handelt es sich um einen 'Kleinstbus' mit gerade mal zwölf Sitzplätzen. Aber für sechs Personen plus Gepäck ist das völlig ausreichend.Quaddel holt die 'Busflasche' aus seiner Reisetasche.
Im Vorfeld der Tour-2013 gab es Diskussionen ob es Sinn machen würde 2 (zwei) Busflaschen mitzunehmen. Aus Sicherheitsbedenken habe ich das aber kategorisch abgelehnt. Da Husti wie bekannt an Kinetose leidet und deshalb während der Busfahrt stets Verzicht übt, wären außerdem nur fünf Personen an der Leerung beteiligt. Angesicht der kurze Fahrzeit von ca. 2h wäre das einfach zu viel des Guten. Da Quaddel aber stets bemüht ist es allen Recht zu machen, hat er den goldenen Mittelweg gewählt. Er hat statt der üblichen 0,75'er Pulle eine 1L Flasche Bushmills organisiert.

12:50 Uhr, die Stimmung ist hervorragend, das Wetter sieht gut aus und der Bushmills hat schon ziemlich abgenommen. Dieter reicht seine letzten Würste gegen den kleinen Hunger. Jetzt bringe auch ich meine extra aus München exportierten Kaminwurzen ins Spiel. Dieter meint, daß die ganz gut schmecken aber in dem 'Zustand' eigentlich alles gut schmeckt. Ich frage mich jetzt allerding, von was für Zustand der jetzt redet.  

13:02 Uhr, Dieter nimmt 'nen Hieb aus der Bushmills und schüttelt sich. "Zu Hause trinke ich auch manchmal Whiskey, aber da genieße ich den!". Etwas verwundert frage ich:"Wieso? Genießt Du das jetzt etwa nicht, oder säufst Du nur dem Herdentrieb folgend mit?". Keine Antwort.

13:14 Uhr, wir können zwei neue Rekorde auf der Habenseite verbuchen. Die Busflasche hat keine Stunde überstanden und es war ein ganzer Liter. Respekt! Im Gegensatz zu vorangegangenen Bustransfers haben wir unsere Reisetaschen diesmal nicht außerhalb der Fahrgastzelle im Gepäckfach, sondern neben uns auf den Sitzen. Theoretisch hätten wir so auch Zugriff auf die Flachmänner. Ich glaube aber, ab jetzt wäre es angebracht die Handbremse leicht anzuziehen, sonst ist der Rest vom Tag inklusive Bootsübernahme und Proviantbeschaffung sehr stark gefährdet. Nun kommt der von Holger organisierte Sixpack Mineralwasser zum Einsatz.

13:50 Uhr, das mit dem Wasser war leider nur ein Teilerfolg. Der weitere Alkoholkonsum wurde zwar dadurch gegen Null gefahren, dafür macht aber jetzt das Pinkelmännchen um so stärker auf sich aufmerksam. Wir befinden uns scheinbar irgendwo im 'Niemandsland'. Links und rechts keinerlei Hinweise auf Zivilisation oder 'ne Toilette. Zum Glück kommt gerade ein Schild, "Banagher 8km". Naja, das sollte gerade so zu schaffen sein.

14:02 Uhr, der Bus hält vor'm CarrickCraft Office in Banagher. Ich kann mich jetzt nicht wirklich drum kümmern das Gepäck auszuladen. Mit gläsernen Augen und nur noch das Becken im Visier, mach ich den Durchläufer direkt in Richtung 'Keramikzimmer'. Jetzt kann ich nur beten, daß alle Türen offen sind und ich nicht erst einen Schlüssel besorgen muss.
Herrlich, die Erlösung!! Das ist fast so schön als wenn einem die Fr .. wegstirbt.  


       Vergeigte Intro's, eingefrorene DVD's und Lüsterklemmen

14:06 Uhr, um gefühlte 4 Liter erleichtert kann ich mich nun entspannt ums Einchecken kümmern. Während ich den Papierkram erledige und meine Kreditkarte fürs Deposit durch den Scanner ziehen lasse, haben Husti und Holger den Kaffeeautomaten entdeckt. Grube hat mal wieder sein Handy in der Mache und der Rest der Crew ist im Moment nicht sichtbar.

14:16 Uhr, ich stehe mit der Videokamera am Ende vom Bootssteg und filme, oder besser gesagt ich wollte den "Einlauf der Gladiatoren" filmen. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, daß da nur drei müde Typen, die einen quietschenden Gepäckkarren hinter sich herziehen, den Anleger runtergeschlichen kommen. Husti und Holger fehlen, die sitzen noch oben im Office und saufen Kaffe. Scheiße, damit ist meine geplante Eröffnungssequenz für die Tour-DVD geplatzt. Dabei hatte ich mir so einen schönen Begrüßungskommentar mit namentlicher Nennung aller an der Tour 2013 mitwirkenden Akteure zurechtgelegt, und dann passiert sowas. Naja, Kleene Gruppe' eben, was will man da schon erwarten.  

14:18 Uhr, jetzt kommen die beiden Deppen auch endlich angelatscht. So entspannt und gleichgültig wie die hier ankommen, genau so geht denen der Anschiss, den die von mir bekommen, am Arsch vorbei.
"Wer zu spät kommt den bestraft das Leben!" Dieser Spruch greift hier nicht wirklich. In diesem speziellen Fall müsste es vielmehr heißen:"Wer zu spät kommt, der versaut das Intro!".

14:26 Uhr, die kleene Gruppe hat sich den Gepäckkarren gegriffen und sich zum 'Bier holen' aufgemacht. Wieso sind eigentlich Dieter und Quaddel nicht mit? Ich kann mich an Zeiten erinnern, da war ich zu diesem Zeitpunkt immer mit Grube allein an Bord. Wir haben dann gemeinsam das Boot und Inventar auf Funktion und Vollzähligkeit überprüft, uns anschließend heimlich einen kleinen Whiskey zur Belohnung gegönnt und niemand hat's gesehen. Obwohl, jetzt wäre 'ne gute Gelegenheit. Dieter ist gerade oben auf dem Sonnendeck mit dem Anbringen der Flaggen beschäftigt, und Quaddel hat sich in seine Kajüte verzogen und will sein Bett beziehen. Um es vorweg zu nehmen, er wird auch, wie eigentlich immer, für die nächsten Stunden dort verweilen.
Apropos Betten beziehen, da hab ich jetzt nicht wirklich Lust drauf. Irgendwie muss ich das 'wegdelegieren'. Ich habe da auch schon eine Idee. "Hiiieer, mein Freund Andreas, ich habe da 'ne gute Idee!", sage ich mit dem Blick zu Grube gewandt. "Wie wäre es, wenn Du die Betten beziehst, und ich uns in der Zwischenzeit einen guten Schluck Whiskey besorge?". Der Begriff "Whiskey" muss bei ihm den für Ablehnung oder negatives Denken verantwortlichen Bereich im Gehirn schlagartig lahm gelegt haben. Nur so ist seine spontane Antwort "Das ist 'ne gute Idee!" zu erklären. Mir soll das aber recht sein, und den guten Schluck Whiskey zu organisieren, sehe ich nicht wirklich als große Herausforderung an.

14:36 Uhr, die Betten sind bezogen. "Den haben wir uns aber jetzt echt verdient!", sage ich zu Grube. "Prost mein Freund Andreas, auf dein Wohl!". Grube scheint zufrieden zu sein, und ich habe gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Betten sind gemacht und keiner fragt, wieso ich jetzt einen Whiskey trinke. Eine straffe Organisation und gute Ideen sind eben Gold wert, zumindest für den, der die Ideen hat.  

14:46 Uhr, ich bin auf dem Weg ins Office. Die 'Verbrauchsmittelinventur' auf dem Boot hat es ans Licht gebracht. Wie immer ist nur eine Packung Klopapier pro Toilette vorhanden. Angesichts der nicht unerheblichen und ungewohnten Mengen ans Speisen, die in der vor uns liegenden Woche durch die Kombüse gehen und dann den Nahrungskreislauf bis zum Ende durchlaufen werden, ist spätestens Mittwoch auch Ende mit Papier. Desweiteren hat mich Grube beauftragt noch drei Plastikstühle für das Oberdeck zu besorgen. Angeln im stehen soll ja im Alter auf die Dauer sehr anstrengend sein. Das kann ich irgendwie verstehen, stundenlang die Angel halten geht natürlich in die Beine.  
Die drei Pakete Klopapier kann ich gleich mitnehmen. Die Stühle bekommen wir auf's Boot gebracht, wird mir zugesagt. Das nenn ich prima Service.

15:04 Uhr, aus der Pleite vom letzten Jahr gelernt, hab ich diesmal nicht nur einen USB-Stick sondern mehrere in unterschiedlichen Größen und Formatierungen mitgebracht. Siegessicher und die Hosentasche voller MP3 Musik stehe ich vorm Radio. Plötzlich treibt es mir Schweißperlen auf die Stirn und Zornesröte ins Gesicht. Das Scheißradio hat gar keinen USB-Anschluss!! So 'ne Scheiße, da hab ich mir so viel Arbeit gemacht, über 40 Stunden 'altersgerechte' Musik zusammengestellt, und dann so ein Reinfall.  Ich checke noch den TV. Der hat zwar USB, aber nur als Serviceschnittstelle. Also nichts mit Musik via USB. Grube und Dieter versuchen jetzt auch ihr Glück und geben 'gute' Ratschläge, kommen aber zum selben Ergebnis wie ich.
Hoffentlich kann das Teil wenigstens die Tour-DVD's der letzten Jahre wiedergeben. DVD von 2010 rein: "Unknown Disc!", ich spüre schon wieder meinen Puls steigen. Jetzt die von 2012, Überraschung, das Intro läuft. Erleichtert wische ich mir die Perlen von der Stirn und lass mir 'nen Whiskey ein. Gerade als ich mich entspannt zurücklehnen will, friert das Bild ein. "Start, Stop, Break, Eject, On, Off, On, Off, Start, Eject, …." Null, nichts passiert mehr. Zur Sicherheit mach ich noch neue Akkus in die Fernbedienung, ohne Erfolg. Selbst der Ein/Aus Knopf am TV selber zeigt keinerlei Reaktion mehr. Jetzt kommen wieder die 'Experten' ins Spiel. Grube greift sich die Fernbedienung und meint."Das muss doch gehen!". "Klar muss das gehen.", sage ich, "aber 'Müssen' und 'Tun' sind zwei völlig unterschiedliche Sachen.". Ich glaube, jetzt hilft nur noch Stecker ziehen.

15:10 Uhr, Stecker wieder rein und tatsächlich, "Eject", die DVD wird 'ausgeworfen'. Durch diesen Erfolg angespornt, versuche ich noch die 2011'er DVD. Sieht gut aus, das Intro läuft und Bild und Ton werden korrekt wiedergegeben. Na bitte, geht doch! Stecker ziehen und stecken kann Wunder bewirken.

15:12 Uhr, das Bild ist wieder eingefroren. Jetzt reicht's, ich hab auch keinen Bock mehr auf die 'Profiratschläge' von Dieter oder Grube.  

15:18 Uhr, ich versuche, mein bescheidenes Touristenenglisch anwendend, das Problem mit dem Multimediaequipment einem Mitarbeiter im Office verständlich zu machen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will er jemanden mit dem entsprechenden 'Knoff-hoff' schicken.

15:40 Uhr, der mit dem Knoff-hoff kommt an Bord. Unter'm Arm einen Karton mit der Aufschrift "JVC wmv mp3 car radio …." An die genaue Bezeichnung kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern. Aber auf alle Fälle war noch gut sichtbar 'USB' aufgedruckt.

15:42 Uhr, das alte Radio ist schnell ausgebaut und das Neue schnell ausgepackt. Das war's dann aber auch schon. Der Stecker von der Bordverkabelung passt irgendwie nicht mit dem am neuen Radio zusammen. Jetzt scheint 'advanced' Knoff-hoff gefragt zu sein.

15:48 Uhr, der mit dem Knoff-hoff hat jetzt den mit dem vermeintlichen advanced Knoff-hoff mitgebracht. Der schaut sich die Sache kurz an, grinst und verschwindet wieder. Wie in Irland üblich, geschieht das alles ohne ein einziges Wort zu verlieren.

15:56,Uhr, der 'Advancler' kommt zurück, zückt einen Seitenschneider, kappt auf beiden Seiten die Stecker, isoliert die Drähte ab, holt 'ne Lüsterklemme aus der Hosentasche und fängt an alle Drähte fein säuberlich miteinander zu verbinden.

16:00 Uhr, Quaddel pennt immer noch, Grube, Dieter und ich haben es uns mittlerweile auf der Couch im Salon und 'ner Flasche Tullamore Dew, die schon fürs Betten beziehen herhalten musste, bequem gemacht. Mittlerweile hat die ganz schön Federn gelassen. Böse Zungen würden jetzt behaupten, daß die schon halb leer ist. Ich als Optimist würde das aber eher als 'noch halb voll' bezeichnen.
Ich bin absolut begeistert, wie der das Radio wechselt. Es ist nicht etwa das gezeigte Improvisationstalent. Das hat man als gelernter 'Ossi' auch. Da ja 'früher' im Prinzip alles Mangelware war, ging ohne Improvisation gar nichts. Da war man einfach gezwungen aus Scheiße Bonbons zu machen.
Was mich viel mehr begeistert, ist die Ruhe und Gelassenheit mit der er das durchzieht. Der lässt sich auch durch drei halb besoffene Deutsche Touristen und deren Kommentare nicht im geringsten aus dem Konzept bringen. Kann natürlich auch sein, daß er ganz einfach unser 'Oxfort English' nicht versteht.  


       Artgerechte Haltung, geschwiegene Befehle und Gorbatschow-Zitate

16:06 Uhr, aus dem Lautsprecher tönt "Lady in Black" von Uria Heep!
Der Typ ist der Größte, er hat's tatsächlich geschafft! Und als kleine Zugabe hat er es auch noch, keine Ahnung wie, hinbekommen, daß alle meine Tour-DVD's auf dem TV laufen. Ich drücke im voller Freude 10€ in die Hand und biete ihm 'nen Whiskey an.

16:14 Uhr, die Stimmung ist bestens. Urlaub, Irland, Whiskey und 'altersgerechte' Musik vom Stick, was könnte schöner sein? Wenn jemals eine Definition für 'artgerechte Männerhaltung' gesucht wird, dann wäre genau das die Antwort.
Holger und Husti kommen vom Bier holen. Der Gepäckkarren ist randvoll mit Guinness, Eiern, Butter, Baguetten, Zwiebeln, Nudeln, Kartoffeln und was man sonst noch so an Proviant braucht. Jetzt ist es erst mal vorbei mit Gemütlichkeit. Das Zeug muss alles an Bord und an den dafür bestimmten Plätzen verstaut werden.

16:16 Uhr, Husti, der im weiteren Verlauf des Tagebuchs weitestgehend unter seiner Funktionsbezeichnung 'Smutje' laufen wird, hat sich in die Stätte seines Wirkens für die nächsten sechs Tage begeben. Von der Kombüse aus dirigiert er akribisch genau was, wo und wie einsortiert bzw. gelagert wird. Da kann man nicht einfach die Eier dort hinstellen wo das Brot vorgesehen war, oder 'ne Salami in das Regal klatschen wo der die Nudeln haben will. Nee, nee, das geht alles genau nach Plan. Da ist jeder Platz vordefiniert. Auf 'nem Boot ist der Smutje ja im Prinzip (fast) wichtiger als der Kapitän. Bei unserem Smutje kommt aber noch erschwerend hinzu, daß er als der Erfinder des 'geschwiegenen Befehls' gilt. Wenn einen dieser Blick trifft, dann kommt das einer Anweisung gleich, und die führt man aus, und gut ist. Da zählt diskutieren schon als Befehlsverweigerung.

16:24 Uhr, irgendwie kommt Unruhe auf. Alle wuseln hektisch durchs Boot. Der Smutje rotiert in der Kombüse, Holger und Grube machen Stress mit ihrem Angelequipment und Dieter flaggt. Ob der das nun schon wieder oder immer noch tut, kann ich jetzt so spontan gar nicht mehr unterscheiden. Was mir allerdings auffällt, die Berlinfahne hängt verkehrt herum. Ich selber bin damit beschäftigt das 'U-Fach' aufzufüllen. Der einzige der im Moment Ruhe verbreitet ist Quaddel, der pennt.

16:28 Uhr, Grube hatte die rettende Idee, die der Smutje auch sofort umsetzt. Er lässt 'ne Runde Guinness ein. Das erste Guinness der Tour-2013, Sláinte!
Jetzt erzählen Holger und der Smutje, daß sie nach dem Einkauf noch bei "Flynn's" waren und sich ein gezapftes Guinness gegönnt haben. Das Gleich haben die dann bei "J.J. Hough" wiederholt. Dort sind sie sogar mit dem Gepäckkarren voller Proviant -inkl. 96 (Sechsundneunzig) Büchsen Guinness- rein und bis direkt an den Tresen gerollt. So 'ne Aktion müsste man mal in Deutschland versuchen.

16:40 Uhr, der Smutje telefoniert wieder. Da er mit E-Plus hier in Irland empfangstechnisch nicht die besten Karten hat, hab ich ihm mein Handy zur Verfügung gestellt. Langsam erhärtet sich in mir der Verdacht, daß er Grube scheinbar doch den Rang 'abtelefonieren' will.

16:46 Uhr, ab jetzt hat Quaddel Gesellschaft, Holger ist ebenfalls schlafen gegangen. Ein kurzer Kontrollblick in seine Koje bestätigt meine Vermutung. Der liegt wie gewohnt in voller Montur und Kappe auf dem Kopf im Bett.

17:16 Uhr, langsam ist Ruhe eingekehrt. Der Smutje werkelt in der Kombüse, Grube döst auf der Couch vor sich hin, und Dieter hat es sich mit 'nem Guinness in der Hand am Steuerstand gemütlich gemacht. Quaddel hat auch wieder den Weg aus dem Bett gefunden. Der hat sich die Brille aufgesetzt und studiert das 'Kleingedruckte' auf der Verpackung von seinem neu erstandenen Wobbler.

17:40 Uhr, Holger und Grube sind mal kurz 'eine kleine Runde drehen' gegangen. Quaddel hat inzwischen den Platz von Grube auf dem Sofa übernommen während bei Dieter, der immer noch am Steuerstand sitzt, die akute Augendeckelsenkung gesiegt hat. Der pennt. Die Geräusche aus der Kombüse signalisieren mir, daß der Smutje ebenfalls noch tätig ist. Der bereitet sicher schon den kulinarischen Höhepunkt für morgen vor. Ich lass mir noch ein Guinness ein, stecke mir ein Zigarillo an und genieße die Oldies vom USB-Stick. Urlaub ist 'ne geile Erfindung!

18:24 Uhr, der 'kleine' Hunger ist gekommen. Der Smutje fragt ob wir mit dem Abendbrot noch warten sollten bis alle wieder an Bord sind oder schon mal anfangen wollen. Da es sich bei mir mittlerweile nicht mehr nur um ein einfaches 'Hüngerchen' handelt, zitiere ich Michail Gorbatschow:"Wer zu spät kommt den bestraft das Leben!". Es scheint keiner irgendwelche Einwände dagegen zu haben.  

18:26 Uhr, Dieter und Quaddel decken den Tisch, und ich kümmere mich ums Guinness. Wie jedes Jahr am Anreisetag werden original Thüringer Wurst, Schinken, Salami und Käse gereicht. Da es in Irland mit schmackhaften Wurstwaren eher bescheiden aussieht, werden diese extra aus Deutschland importiert. Um es nicht so eintönig aussehen zu lassen wird das Ganze noch mit Lauchzwiebeln und grüner Gurke, beides Irische oder zumindest hier in Irland gekaufte Produkte, und dem obligatorischen U-Berg garniert.

19:06 Uhr, Holger und Grube kommen gut gelaunt von ihrer Runde zurück. Aber bei genauerer Betrachtung fällt auf, daß die nicht mehr ganz so frisch sind wie sie tun. Der augenscheinlich doch schon etwas fortgeschrittene 'Frischegrad' wird auch noch durch Holgers Frage "Wo steht'n das Wasser?", unterstrichen. Den letzten Beweis liefert dann die etwas holprige Sprechweise beider Ausflügler. Die schwärmen beide von diversen Pubs mit Musik und jeder Menge 'cooler Weiber'.


       Misstrauen, Sprachlähmungen und Halluzinationen

20:20 Uhr, entgegen des ursprünglichen Planes nicht vor 22:00 Uhr aufzubrechen, befinden wir uns doch schon auf dem Weg zu "J.J. Hough". Die jahrelange Erfahrung hat uns eigentlich gelehrt, daß die Musik sowieso nie vor um Zehn anfängt, und es deshalb auch keinen Sin macht vorher im Pub zu sein. Holger und Grube haben aber so geschwärmt und behauptet, daß sie bei J.J. Hough waren und dort schon die Musik spielt. Da war dann Husti ganz geil drauf sofort aufzubrechen um nichts zu verpassen. Ich selber traue dem Braten aber noch nicht so richtig. So wie die beiden aussehen, wissen die doch gar nicht mehr in welchem Pub die überhaupt waren.  

20:30 Uhr, mein Misstrauen war nicht unbegründet. Wir sitzen bei J.J Hough, sind fast die einzigen Gäste und von Musik natürlich keine Spur. Am besten hat's jetzt Quaddel. Der liegt mal wieder im Bett und pennt. Egal, jetzt müssen wir eben das beste aus der Sache machen. Holger kümmert sich erst mal um 'ne Runde Guinness. Von seinem momentanen Zustand ausgehend, schätze ich mal, daß wird eine seiner letzten Aktionen für den heutigen Tag werden.

21:16 Uhr, mittlerweile sind noch einige Plätze mehr besetzt und der Pub füllt sich langsam. Holger gibt mir Geld für 5 Guinness. Ich mach mich auf zum Tresen und bestelle die nächste Runde. Dieter hilft mir beim Transport zurück zum Tisch.

21:55 Uhr, Michael Hough, der Chef höchst persönlich, stellt brennende Kerzen auf den Tisch. Irgendwer fragt:"Brauchen wir das?". Holger bekommt davon im Moment scheinbar nichts mit. Bei dem hat die gefürchtete Augendeckelsenkung zugeschlagen. Angesichts der Haltung von seinem Kopf, hat sich da vermutlich noch eine temporäre Schwächung der Nackenmuskulatur dazugesellt.  

22:05 Uhr, die Eingangstür geht auf, Theresa kommt rein, läuft zielstrebig zum Klavier und fängt sofort in gewohnter und unnachahmlicher Manier an, die Tasten von ihrem 'Arbeitsgerät' zu quälen. Obwohl das seit Jahren immer wieder die selben Akkorde und Melodien sind, steigt die Stimmung im Pub schlagartig an. Der absolute Höhepunkt ist dann, wenn Sie ihr legendäres "Brown Girl in the Ring" schmettert. Die oft falschen oder gar fehlende Töne würde ich jetzt mal auf die mangelnde Wartung vom Klavier schieben. Wie auch immer, ein Auftritt von Theresa ist einfach Kult. Auch wenn böse Zungen neuerdings immer öfter behaupten, daß der Begriff Kult nur eine vornehme Art ist das Wort "Trash" zu vermeiden, für mich ist das trotzdem Kult!

22:20 Uhr, trotz der Bombenstimmung werfen Holger und Grube das Handtuch und gehen schlafen. Holger übergibt mir aber prophylaktisch noch die Gruppenkasse.

22:30 Uhr, die Gruppenkasse nutzend hole ich sogleich noch drei Guinness.

23:02 Uhr, Husti und Dieter sind weg. Na gut, noch ein Guinness, bissel Musik und dann gehe ich auch.

23:08 Uhr, plötzlich steht Dieter im Türbogen hinter mir und hält ein volles Guinness in der Hand.  "Wo hast'n das her?", frage ich ihn verwundert. Keine Reaktion, der ist nicht mehr ansprechbar.

23:26 Uhr, Dieter steht plötzlich auf und wankt in Richtung Ausgang. Dabei lässt er kein Hindernis aus. Scheinbar rein prophylaktisch rammt er jeden Hocker und alle Bierfässer, die hier ebenfalls als Sitzgelegenheit dienen. Genauer gesagt, er schiebt alles beiseite was sich auf der Geraden zwischen unserem Tisch und der Ausgangstür befindet. Ob der das in dem Zustand bis aufs Boot schafft? Ich glaube, es ist besser, wenn ich hinterher mache.

23:28 Uhr, ich befinde mich ebenfalls auf der o.g. Geraden. Irgendwie stehen mir plötzlich auch alle Hocker und Bierfässer im Weg. Eine richtige Erklärung für dieses Phänomen habe ich jetzt so spontan nicht parat.  

23:36 Uhr, kurz hinterm Eingang zur Marina etwa auf Höhe vom Kinderspielplatz hab ich eine Erscheinung. Wie aus dem Nichts steht da plötzlich der Smutje vor mir! Im ersten Moment mache ich dafür die mitternächtliche Zeit in Kombination mit der in den letzten ca. 18 Stunden zu mir genommene Menge an Alkoholika verantwortlich.  Nach nochmaligem hingucken stelle ich erleichtert fest, daß ich doch noch nicht halluziniere. Der steht in echt vor mir. Er macht auf mich einen leicht verwirrten Eindruck. "Wo kommst'n Du her?", frage ich. "Weees'sch nisch!". Ich hake nochmal nach:"Findest Du den Heimweg nicht?". Die gleiche Antwort:"Weees'sch nisch!". Gut, das hat jetzt keinen Zweck mehr. Ich kann mich noch schwach erinnern, daß er vor Jahren mal erzählt hat, er sei nachtblind. Wahrscheinlich hat er hier nur gewartet, bis ihn jemand 'nach Hause' führt.

23:44 Uhr, der Smutje ist zu Hause, wir wieder an Bord und damit der Tag (endlich) zu Ende.


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