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» Tag-6 « 11. Mai 2018
Shannonbridge - Banagher
 

08:18 Uhr, es regnet und so wie das Boot schaukelt, dürfte auch ein kleines Lüftchen wehen.
Es herrscht absolute Ruhe an Bord, was um diese Zeit ziemlich ungewöhnlich ist. Unter normalen Umständen würde ich das ja schamlos ausnutzen und noch etwas Augenpflege betreiben. Leider befinde ich mich aber in der Zwickmühle. Mir schmerzt wieder die Schulter und ich müsste mich eigentlich mal auf die andere Seite drehen. Aber wenn ich das tue, hab ich verloren und die Nacht ist zu Ende.

08:26 Uhr, ich hab's getan, es ging nicht mehr anders. Für Unbeteiligte wäre die Bewegung kaum sichtbar gewesen. Aber für Grube, der regelrech darauf lauert, war das der Startschuss. Der ist sofort hoch geschossen und in seine Klamotten gesprungen. In seinem ersten Leben muss der wohl mal Feuerwehrmann gewesen sein.

08:32 Uhr, wie nicht anders erwartet, verbreitet Grube seine allmorgendliche Unruhe. Was mich allerdings sehr wundert ist die Tatsache, daß er nicht wie üblich in sein Lieblingsrevier zum 'umtopfen' entschwunden ist, sondern in der Kombüse rumrammelt. Ich schätze mal, der kocht sich 'nen Ingwertee. 





  nasse Arschbacken, Sehschlitze und nervende Mädels

09:08 Uhr, heute steht Spiegelei auf dem Frühstücksplan.

09:26 Uhr, 5 Einheiten U-Berg zur Verdauung.

09:40 Uhr, es regnet in Strömen.
Dieter hat sich trotzdem dazu durchgerungen das Boot zu verlassen und sich um die Wassertanks zu kümmern.

10:00 Uhr, Grube wurde zum Küchendienst zwangsverpflichtet.

10:50 Uhr, der Regen hat etwas nachgelassen und die Wetter-App zeigt auch nur noch ein kleines 'Loch'. Jetzt oder nie ....

10:56 Uhr, wir legen ab. Die heutige, letzte Etappe der Tour-2018 endet in Banagher 

10:58 Uhr, die Wetter-App hat gelogen, das war -wenn überhaupt- nur ein 'Löchlein'. Der Regen wird ´stärker.

11:00 Uhr, es hat sich aufgeklärt zum Wolkenbruch.
Noch halte ich einsam die Stellung oben auf der Flybridge. Aber ich glaube nicht mehr lange. 

11:04 Uhr, die Naht an meiner Regenhose hat schon längst den Dienst quittiert. Ich habe wieder nasse Arschbacken. Das alleine würde mich ja nicht groß stören, die Regenjacke ist ja wenigstens noch dicht. Aber mittlerweile drückt mir der Wind auch da das Wasser vom Gesicht in die Kapuze und von dort in den Hals. Das Gleiche passiert von vorne durch die Ärmel.
Gegen gelegentliche Regenschauer von oben hab ich ja nichts, aber das hier macht langsam keinen Spaß mehr. Wenn wenigstens der Wind von hinten kommen würde, dann wäre das alles halb so schlimm.

11:08 Uhr, der Käpt'n hat den Steuerstand verlassen.
Ich kann mich nicht entsinnen jemals freiwillig von innen gesteuert zu haben. Egal ob Sturm auf dem Lough Ree oder Eisregen auf dem Lough Erne, bisher hab ich jede Art von Wetter oben auf der Flybridge 'ausgesessen'. Aber heute, das war zu viel.

11:10 Uhr, der Begriff "Blindflug" muss neu definiert werden.
Wenn ich nach vorne schaue, kann ich maximal zwischen hell und dunkel unterscheiden. Der Regen ist so stark, daß da nur 'ne graue Wand zu sehen ist. Dazu sind noch sämtliche Scheiben komplett von innen beschlagen, so daß ich trotz ständigem Wischen nur einen schmalen Sehschlitz in der Frontscheibe habe. Erschwerend kommt noch hinzu, daß der Smutje in seiner Kombüse zu Hochform aufgelaufen ist. Da brutzelt und köchelt es aus allen Rohren bzw. Töpfen.
Das Gebläse für die Scheiben läuft zwar auf Hochtouren, aber in Wirklichkeit haucht das mehr als es bläst. Im Prinzip bräuchte man für solche Konditionen noch einen zusätzlichen Scheibenwischer für die Innenseite der Fenster.

11:12 Uhr, Dieter reicht 'ne Runde Grog zum aufwärmen. 

11:22 Uhr, der Smutje hat's geschnallt und seinen Gasherd in den einstweiligen Ruhestand geschickt.
Der 'Sehschlitz' ist jetzt schon auf eine akzeptable Breite angewachsen. Langsam kann man von 'klarer' Sicht nach vorne sprechen.

11:44 Uhr, wir haben den Abzweig zum Grand Canal passiert.
So schnell waren wir noch nie. Sonst brauchen wir für die Strecke Shannonbridge - Banagher mindestens zwei bis drei Stunden. Naja, ist halt ein Unterschied ob man aus Rücksicht auf die angelnden Tourteilnehmer immer nur mit 1000 rpm dahindümpelt oder ob man 'normale' Fahrt macht.

11:46 Uhr, es regnet zwar noch ganz leicht, aber das ist nur Kinderkram. Ich sitze wieder oben auf meinem vertrauten Arbeitsplatz. So hab ich wenigstens wieder volle Rundumsicht und kann das Boot wesentlich präziser und bequemer an den Anleger bringen.

12:00 Uhr, das Boot liegt am Jetty mit der Dieselsäule.
Ich mach mich gleich auf den Weg hoch ins Office um unsere Ankunft zu melden. Wenn wir Glück haben, fertigen die uns noch vor der Mittagspause ab.

12:20 Uhr, wir hatten Glück. Die Scheiße ist abgepumpt, der Diesel aufgefüllt und das Boot ist 'abgenommen' und auf die endgültige Parkposition umgesetzt.
Der Pflicht-Teil der Tour-2018 ist somit offiziell beendet. Was ab jetzt alles so läuft ist nur noch die Kür.

12:24 Uhr, die Mädels gehen mir wieder auf den Sack mit der Heizung.
"Ihr wisst doch wo das Kabel ist", sag ich. "Und den Heizlüfter einschalten werdet ihr wohl selber noch hinkriegen, oder ?".
Wobei ich ehrlich gesagt selber nicht abgeneigt wäre, wenn wir jetzt heizen könnten. Das hat aber einzig und allein den Grund, daß ich so die Chance hätte meine Klamotten wieder halbwegs trocken zu bekommen.





  heizen ist Chefsache und glückliche Mädels

12:28 Uhr, der Scheißheizer läuft nicht!!
Nach kurzer Überprüfung der Sachlage stelle ich fest, daß gar kein Strom anliegt. Die Steckdose hier ist eine ganz 'ordinäre', also keine die mitdenkt. Somit scheidet künstliche Intelligenz als Fehlerquelle aus. Die Ursache muss viel tiefer liegen.

12:34 Uhr, nachdem ich noch zwei weitere Anschlüsse am gegenüberliegenden Anleger getestet habe, und die scheinbar auch tot sind, bin ich wieder im Office vom Vermieter vorstellig. Da ich schon mal hier bin und der 'Chef' persönlich hinterm Tresen sitzt, erzähl ich auch gleich noch von unserem gestrigen Erlebnis bezüglich Heizung, und mach meinem Ärger über die ganze 'moderne' Technik sowie künstliche Intelligenz Luft.
Exakt so wie beim letzten Kurs  Seminar "kundengerechtes Verhalten" -was heutzutage bei jedem Servicemitarbeiter Pflicht ist- gelernt, hört er sich geduldig meine Ausführungen an, nickt verständnisvoll und gibt mir Recht. Er verspricht mir sich persönlich drum zu kümmern, und mich nach Klärung des Problems nochmals zu kontaktieren. Das heißt die Angelegenheit wurde soeben zur 'Chefsache' erhoben.

12:40 Uhr, der Heizer heizt!!
Das ging ja überraschend schnell. Mit so einer kurzen Reaktionszeit habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht gerechnet. Zumal offiziell noch "Lunchtime" ist und wir uns in Irland befinden. Naja, Chefsache halt .... 

12:42 Uhr, wie angekündigt kommt der Chef selber vorbei und informiert uns über die Ursache. Auf dem Nachbarboot war eine Kabeltrommel angeschlossen, die stand auf dem Oberdeck, war umgefallen und ist bei dem Regen voll Wasser gelaufen. Das hat dann den FI-Schalter ausgelöst und den kompletten Steg abgeschaltet.

13:24 Uhr, Holger rüstet ab. Der 'faltet' seine Angel wieder auf Transportgröße zusammen und packt sein komplettes Fischfangzubehör wie Zollstock, Holzhammer, Spitzzange, Gummifische usw. in die dafür vorgesehenen Büchsen, Boxen, Schachteln und Tüten.

13:30 Uhr, der Smutje bittet zu Tisch. Es gibt Kartoffelsuppe.

13:56 Uhr, auch Kartoffelsuppe kann schwer im Magen liegen. Für solche Fälle haben wir ja zum Glück die Bordapotheke. Eine Einheit U-Berg hilft das sicher.

14:14 Uhr, Grube zieht jetzt nach und rüstet ebenfalls ab. Natürlich nicht ohne sich nochmals selber zu feiern und so ganz nebenbei zu erwähnen, daß ER den ersten Hecht hatte.

14:16 Uhr, Dieter, der neben Beauty & Wellness auch noch für die Beflaggung zuständig ist, 'entflaggt' unser Boot.

14:30 Uhr, ich habe unsere Schulden beim Vermieter bezahlt.
89,86 Euro für 64,18 Liter Diesel, das macht einen Literpreis von ca. 1,40 €. Das sind satte 8 Cent pro Liter mehr als letztes Jahr. Von einem Schnäppchen kann man da nicht wirklich sprechen. 
Nebenbei hab ich noch erfahren, das der Transfer nach Dublin morgen um 08:00 Uhr los geht.

14:58 Uhr, die Reisetasche für morgen ist schon mal grob gepackt.
Das Gute ist, die Tasche wiegt auf der Heimreise immer nur noch einen Bruchteil von dem am Tag der Anreise. Und, das Packen selber dauert nur wenige Minuten. Man muss einfach nur alles was 'Mann' so rumliegen hat irgendwie da reinstopfen, und fertig ist die Sache.

15:30 Uhr, jetzt ist Duschen angesagt.

16:10 Uhr, strahlender Sonnenschein. Die Mädels sitzen in voller Montur im Salon und freuen sich, daß endlich der Heizer läuft. 
Grube erzählt -wie immer wenn erzählt- eine Story von der Arbeit. Der Einzige der zuhört, und den das auch wirklich zu interessieren scheint, ist Dieter. Aber der hat ja auch früher mit Grube zusammen gearbeitet. Im Prinzip könnte der ja die Geschichte genau so erzählen. Allerdings kann er sich solche Sachen nicht so gut merken wie Grube, sagt er.





  Kappensturz und Zylindertricks

16:20 Uhr, der große 'KappensturzKappensturz
Zählen der Underberg Verschlusskappen.
Die werden immer gesammelt und durch Einsendung an den Hersteller -je nach Anzahl- in mehr oder weniger sinnvolle Fanartikel wie U-Etuis, U-Gürtel, U-Skatkarten oder U-Gläser umgewandelt.
 
' steht an.
Stift und Zettel liegen bereit und Grube hat die Aufgabe das geschehen auf Video zu dokumentieren.
(Leider wird sich später herausstellen, daß Grube die Aufnahmetaste nicht gedrückt hatte, und es erstmals keine Bilder gibt) 

  Soll:    
  Holger 2x U-Etui + 1x 12'er Packung  
  Dieter 2x U-Etui + 2x 12'er Packung  
  Grube 2x U-Etui + 1x 12'er Packung + 2 Einzeleinheiten  
  Husti 2x U-Etui + 1x 13'er Packung (dieses Jahr neu im Angebot))  
  Käpt'n 2x U-Etui + 1x 13'er Packung + 1x 25'er Karton  
      in Summe 111 Kappen
 
 
  Haben: 99 Kappen (nach zweimaliger Zählung) + 8 Restkappen (noch im Bestand)  
     ➔ macht 107 Kappen  
 
Gegenprobe:

 ➔ 111 ≠ 107
 

Es wird eine Differenz von 4 U-Kappen festgestellt 
Was den Fehlbestand im Vergleich zur Tour-2017 betrifft, ist das eine Steigerung von 100%. Hier besteht auf alle Fälle noch Korrekturbedarf. Für die Zukunft muss das Ziel definitiv eine 'Nulldifferenz' sein.
Was den tatsächlichen Verbrauch angeht ist ein leichter Anstieg zu erkennen. Rein statistisch gesehen wären das 3,17 Einheiten pro Tag und Tourteilnehmer. Somit ist im Gegensatz zur Tour-2017 eine theoretische Steigerung von immerhin 0,09 Einheiten pro Person erreicht wurden.
Auf Grund diverser Verweigerungen oder geheimen Depots hinter der Sofalehne, ist ein exakter, personenbezogener Verbrauch leider nicht mehr abzubilden. Die geheimen Depots könnten m.E. auch die Ursache für die Kappendifferenz sein.

16.28 Uhr, Dieter schaltet 'freiwillig' den Heizer ab.
"Eine Hitze ist das hier, ist euch nicht zu warm ?", fragt er. Ich glaube, der will mich verarschen.
"Da hast Du aber lange gebraucht um das zu merken", sage ich. "Ist aber schon mal ein gutes Zeichen, daß überhaupt einer außer mir merkt, was hier für 'ne 'GlimmeGlimme 
Den Begriff 'Glimme' könnte man auch mit 'Schweinehitze' oder 'Luft zum Schneiden' umschreiben
 
' in der Bude ist".
Die anderen Mädels enthalten sich ganz dezent der Stimme. Wenn es nach denen ginge, würde der Heizer sicher 24h pro Tag laufen.

16:40 Uhr, der Black Bush ist alle. Somit ist auch der offizielle Vorrat an Whiskey aufgebraucht. Ab jetzt besteht nur noch die Chance, daß evtl. irgendwer was aus dem Zylinder zaubert.
Bisher hab ich sowas zwar immer nur mit Kaninchen gesehen, aber vielleicht klappt das ja auch mal mit 'nem Whiskey in Form eines Flachmanns, aus der persönlichen Reserve.

18:50 Uhr, die letzten zwei Stunden sind ohne nennenswerte Ereignisse vergangen.
Der Smutje serviert das letzte Abendbrot der Tour-2018. Es gibt 'Karli'sKarli's
Die Kurzform von "Karlsbader Schnitte".
Für Leser aus den alt Bundesländern:
Das ist "Toast Hawai" aber ohne Ananas.
 
' und Spiegeleier. Als Nachtisch stehen noch 5 Einheiten U-Berg bereit. Ansonsten sieht es aber eher spärlich auf dem Tisch aus. Wenn ich da an andere Jahre denke, da war der Tisch voll. Frei nach dem Motto "Alles muss raus" hatte der Smutje immer sämtliche essbaren Reste, die er noch in seinem Revier gefunden hat, aufgetischt. Böse Zungen haben dann von 'Hustis Resterampe' gesprochen. 

19:10 Uhr, die zweite Runde Karlis ist fertig. Da zum überbacken nur eine Handvoll von den Dingern in die Backröhre passen, gibt es immer mindestens zwei Durchgänge.

19:22 Uhr, zwei Durchgänge Karlis müssten auch 2 Runden U-Berg sein. Aber soviel gibt die Bordapotheke nicht mehr her. Das reicht nur noch für eine komplette Runde. Danach haben wir noch einen Restbestand von 3 Einheiten. Über deren genaue Verteilung muss allerdings noch gesondert verhandelt werden.

19:24 Uhr, ich fasse es nicht!
Der Bauleiter bittet um "etwas frische Luft". Das gab's ja noch nie.
"Nicht daß Du 'nen Kälteschock kriegst, wenn ich jetzt die Tür aufmache", kann ich mir nicht verkneifen. Ich krieg aber nur meine Standardantwort
"Arschnloch !"

19:44 Uhr, Husti hat den Trick mit dem Zylinder angewandt. Der hat plötzlich 'nen Flachmann in der Hand.
"Guuuter Mann".   





  das Ende der Tour?

20:46 Uhr, "Wann rücken wir ab zu J.J. Hough ?"
Ich hab's befürchtet, Begeisterung sieht anders aus. Die Rückmeldungen oder wie man in Deutschland sagt das 'Feedback' hält sich in Grenzen. Um nicht zu sagen, das ist gleich Null.
Für mich wird es immer wahrscheinlicher, ich brauch nächstes Jahr 'ne neue Crew.

20:52 Uhr, Holger und Husti rüsseln. Grube ist wieder 'extern' (Achtung, Feind hört mit!) telefonieren.  Bis zum Pub schafft er es nicht, aber irgendwo weit ab ohne Kontrolle telefonieren, geht immer. Dazu ist er scheinbar nicht zu träge.

21:10 Uhr, Grube ist ebenfalls rüsseln gegangen.

21:20 Uhr, Dieter verabschiedet sich, und ich sitze wieder alleine da. Und das Schlimme ist, es ist nichts mehr zu trinken da. 

21:30 Uhr, zweimal Banagher und zweimal nicht zu J.J. Hough, das ist definitiv das Ende der langjährigen Tourgeschichte.
Ich glaube, die Sache ist jetzt amtlich. 2019 muss eine neue Crew her.

22:32 Uhr, Licht ganz aus!!!


* * * Gute Nacht * * *

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