* Bremsklötze, Sturm und Fischereigesetze *
⇒ 08:40 Uhr, zum Frühstück gibt es -wie gestern Abend beim Smutje bestellt- Rührei mit viel Schinken, Speck und Zwiebel. Dazu werden 'aufgewärmte' Baguetten gereicht. Grube und Holger wollen nur ganz wenig Ei. Für die Beiden brutzelt noch eine Besondere Spezialität in der Pfanne. Als sich Grube am Montag beim Baquettenholen das Polenbier reingezogen hat, muss er den inneren Drang verspürt haben, "Black Pudding" zu essen. Jedenfalls hat ihn dieses Verlangen zu einem Spontankauf verleitet.

⇒ 08:50 Uhr, der Smutje kommt mit den 'Bremsklötzern' in der Pfann aus der Kombüse. Holger und Grube schieben sofort ihre Teller in Position. Husti, der im Prinzip alles -außer Steak mit Mintsoße- ist, haut sich natürlich auch so ein Teil drauf. Also wenn ich mir jetzt so die Gesichter von denen ansehe …. Sagen wir's mal so, Begeisterung sieht irgendwie anders aus.

⇒ 08:56 Uhr, Holger greift ins U-Fach.

⇒ 09:45 Uhr, Grube erledigt sein 'Morgentelefonat' und Dieter füllt Trinkwasser auf. Der Himmel sieht nach wie vor grau aus.

⇒ 09:52 Uhr, genau in dem Moment als wir ablegen, fängt es an ganz leicht zu nieseln. Die haben uns gestern verarscht. Es ist zwar wärmer als an den anderen Tagen um diese Zeit, aber schönes Wetter stelle ich mir etwas anders vor.

⇒ 10:00 Uhr, Clondra Lock ist offen und wir können gleich einfahren. Da diese Schleuse nicht 'bemannt' ist, rufe ich den Lockkeeper von Tarmonbarry an. Der meldet sich überraschend schnell und teilt mir mit, daß er im Prinzip schon unterwegs ist und in ca. zehn Minuten da sein wird. Na da bin aber mal gespannt.

⇒ 10:20 Uhr, der Schleusenwärter kommt. Okay, es sind zwanzig Minuten geworden. Aber trotzdem, Respekt! Wir spendieren ihm die üblichen zwei Büchsen Guinness und 5.-€ Schleusergebühr. Clondra Lock ist noch eine gute alte handbetriebene Schleuse. Die Schieber in den Toren werden zwar hydraulisch über ein Dieselaggregat betätigt, aber die Tore selber müssen mit Hand bzw. mit den Füßen bewegt werden.

⇒ 10:34 Uhr, wir fahren aus der Schleuse und setzen unseren Weg Richtung Athlone, dem heutigen Etappenziel, fort.Als wir wieder in den Hauptstrom des Shannon einfahren, pfeift ganz schön der Wind. Das wäre die Gelegenheit für einen Grog. Falls der Wetterbericht von gestern Abend stimmt, dauert es nicht meht lange bis es zu warm für ein 'Heißgetränk' ist. Wenn wir jetzt nicht umgehen handeln, könnte es zu spät sein.

⇒ 11:08 Uhr, der Smutje bringt mir einen Grog! Der muss Gedanken lesen können.  

⇒ 11:58 Uhr, "Halt Hecht!". Bei Holger hat wieder einer angebissen. Grube guckt schon wieder sichtlich verärgert.

⇒ 12:00 Uhr, der Smutje serviert Brühe mit Ei. Gerade als ich es mir so richtig schmecken lassen will:"Halt Hecht!". Grube hatte sich noch gar nicht richtig erholt, da schlägt Holger erneut zu. "Tja Grube, so schnell wird aus einer 2:1 Führung ein 2:3 Rückstand!".Für mich selber ist ja Angeln öde und langweilig. Aber die Sprüche und Kommentare finde ich immer Spitze.

⇒ 12:21 Uhr passieren wir die Brücke in Lanesborough. Der Wind frischt langsam aber merklich auf. Da geht es weiter draußen sicher ziemlich zur Sache. Husti wirft sich schon mal prophylaktisch seine 'Ruhigstellungspillen' bzw. Kaugummi ein.

⇒ 12:50 Uhr, wir haben gerade Tonne-9 passiert. Wenn wir an Tonne-1 sind, ich schätze mal ungefähr in zwei Stunden, dann hat's Husti überstanden. Die Wellen sind zwar nicht ganz so hoch wie voriges Jahr, aber der heftige Wind kommt aus Westen. Das heißt, wir fahren im Prinzip parallel zu den Wellen. Ich versuche etwas gegen die Wellen zu kreuzen, aber irgendwie muss ich auch Kurs und die markierte Route einhalten. Hier oben -in gut 3m Höhe auf der Flybridge- geht's bis zu einem Meter hin und her. Damit es mich nicht vom Sitz haut, hab ich die Beine links und rechts in die Bordwand geklemmt und beide Hände am Steuerrad. In Hustis Haut möchte ich jetzt nicht stecken.

⇒ 14:00 Uhr, in Höhe von Tonne-4 steht Husti plötzlich hinter mir. Er hat sich an die Reling geklammert und sucht sich in der Ferne einen Fixpunkt. "Was machst Du denn hier oben?", frage ich ihn erstaunt. "Ich halte das Geschaukel unter Deck nicht mehr aus!". "Hier oben schaukelt's aber noch mehr!", antworte ich ihm. "Ja schon, aber da sehe ich wenigstens den Horizont", sagt er.In der Ferne sind irgendwelche Sendemasten zu sehen. Husti fragt mich:"Ist das Athlone?". Um ihn etwas aufzubauen antworte ich:"Ja klar, und so weit ich mich erinnern kann, sind die Masten sogar noch hinter Athlone!". "Guter Mann", sagt er und grinst mich an. Schade, er hat den Braten gerochen. Aber ein Versuch war's wert.  

⇒ 14:46: Uhr, Tonne-1 liegt hinter uns und Husti bekommt langsam wieder einen normale Gesichtsfarbe. Er kann auch schon wieder über Essen reden und fragt mich, wann er die Makkaroni ansetzen soll.

⇒ 15:30 Uhr, wir haben's hinter uns und liegen in Athlone am Jetty. Um diese Zeit ist es noch ziemlich leer und wir konnten uns einen guten Liegeplatz aussuchen. Der Smutje hat voll den Endstress in seiner Kombüse. Da er schon wieder an Essen denken kann, scheint er den Lough Ree bereits 'verdaut' zu haben. Holger und Grube decken den Tisch während sich Dieter ums Guinness kümmert. Ich selber mache mir gerade einige Notizen für die spätere Tourdokumentation.

⇒ 15:44 Uhr, es gibt Makkaroni mit und mit ohne roter Soße. Für den Käpt'n natürlich ohne Soße aber dafür mit Schinken uns Käse. Der Smutje scheint aus dem bedauerlichen 'Vorfall' von 2010 gelernt zu haben. Schlimm nur, daß wir -zumindest offiziell- keinen U-Berg mehr haben. Holger ist sichtlich etwas verstört. Ich bleibe aber eisern. Den 25'er Karton gebe ich erst zu (für Leser aus den Alt-Bundesländern 'an') Himmelfahrt -also morgen Früh- frei.

⇒ 16:25 Uhr, Husti, Holger und Grube schlafen. Dieter inspiziert die Hafenanlagen und ich studiere das Kapitänshandbuch. Ich wollte nochmal versuchen, ob ich eine genaue Angabe über die Airdraft von unserem Boot finde. Aber die Mühe scheint vergebens. Alle möglichen und unmöglichen Sachen sind da beschrieben und erklärt, aber keinerlei Angaben über die Höhe.
Eine interessante Sache habe ich allerdings entdeckt. Einen Auszug aus dem Irischen Angelgesetz. Ich hab's jetzt dreimal gelesen, aber es wird immer weniger was ich verstehe. Das ist ja noch schlimmer wie das Deutsche Steuerrecht. Bisher hatte ich mir immer als Faustregel gemerkt, "Pro Tag und Person maximal einen Fisch und nicht größer als 50cm". Aber wenn ich das so lese, da hebt immer der nächste Satz den gerade gelesenen wieder auf. Ich bekomme den Eindruck, daß allein schon das Vorhandensein einer Angel an Bord strafbar ist. Da ist alles dermaßen verklausuliert, daß die 'Angelbehörde' -egal was man getan oder nicht getan hat- das so oder so auslegen kann und damit immer Recht hat. Ich muss jetzt das Buch weglegen, sonst komme ich noch komplett durcheinander. Noch ein Grund mehr für mich nicht zu angeln.