Flatulenzen

??:?? Uhr, ich werde durch ein lautes Geräusch regelrecht aus dem Schlaf gerissen. Das klang wie ein Schuss. Sind hier evtl. Jäger unterwegs? Immerhin liegen wir weit ab von jeglicher Zivilisation. Aber statt Pulverdampf fährt mir plötzlich ein Geruch nach Faulgas durch die Nüstern. Das war gar kein Schuss, das war ein ganz gewöhnlicher Furz. Wobei, die Einstufung in die Kategorie 'gewöhnlich', wäre angesichts der Lautstärke mehr als untertrieben.

06:30 Uhr, Grube begibt sich in die Nasszelle. Es dauert nicht lange bis er mit seiner 'Morgensymphonie' beginnt. Ich habe das Gefühl, daß die Häufigkeit, Schalldruck und Aggressivität von Flatulenzen proportional zum Alter zunimmt. Zumindest scheint das bei ihm der Fall zu sein. Wenn es zu diesem Thema irgendwann mal einen Forschungsauftrag geben sollte, dann könnte ich jede Menge Informationen dazu beisteuern.
Ich habe ja schon mehrfach über seine diesbezügliche Talente berichtet. Aber in der letzten Nacht hat er alles Bisherige in den Schatten gestellt. An die jährliche Steigerung von Anzahl und Lautstärke hatte ich mich ja schon gewöhnt. Was allerdings die Qualität der frei gewordenen 'Duftmoleküle' betrifft, von der sich meine Nase eine kostenfreie Probe einverleiben durfte, Chapeau! Da hat heute eine neue Zeitrechnung begonnen.

07:30 Uhr, Grube geht schon wieder aufs Klo .... Ich glaube, ich breche das Thema hier besser ab.

07:44 Uhr, träume ich oder wiehert da wirklich ein Esel? Wiehern ist vielleicht der falsche Ausdruck. Ein Esel kann ja auch gar nicht wiehern, der macht "iiah". Jetzt fallen mir wieder die Haufen von gestern ein. Und ganz tief unten im Speicher von meinem Hauptrechner finde ich dazu einen Hinweis. Ich kann mich ganz vage dran erinnern, vor gefühlten Hundert Jahren, mal an einem Tiergehege eine Tafel gelesen zu haben. Darauf stand geschrieben, daß Esel dazu neigen ihr Revier durch Urin und hohe Kothaufen zu markieren. Von wegen "Kleene Pferde ….". Der 'Bauleiter' mag zwar studiert haben, aber ich bin als Kind mal im Zoo gewesen.  

08:00 Uhr, pünktlich zur offiziell 'freigegebenen' Zeit beginnt die Kombüse zu leben.


       Rührer und Heber

08:34 Uhr, zum Frühstück gibt es heute Heringshäckerle, Mehrkorntoast, U-Berg und Ei gekocht. Nach Ei gekocht am Sonntag und dem gestrigen Spiegelei wäre heute eigentlich Rührei dran. Auf meine Frage wieso das so ist, bekomme ich vom Smutje zur Antwort:"Weil wir keinen Rührer haben! Den müssen wir erst noch besorgen. In Banagher kannst Du ja mal fragen ob die sowas haben, oder wir gucken im Supermarkt, ist bestimmt nicht teuer so ein Teil.". Nur aus Angst vor dem bösen Blick frage ich nicht nochmals nach. Aber richtig verstanden hab ich das jetzt nicht. Wieso braucht man zur Herstellung von Rührei einen extra 'Rührer'? Das geht doch mit jedem Holzlöffel oder notfalls auch mit 'ner Gabel genau so gut.

09:14 Uhr, Grube verlässt bewaffnet mit seinem Handy das Boot. Aha, der morgendliche Statusbericht an "B." steht an.

09:36 Uhr, wahrscheinlich motiviert durch den herrlichen Sonnenschein, absolute Windstille und Vogelgezwitscher, serviert Quaddel ein Guinness. Durch die nächtliche Lagerung im Freien hat das die exakte Trinktemperatur.

09:44 Uhr, wir starten in Richtung Banagher. Dort wollen wir den Proviant auffüllen, einen 'Rührer' kaufen und dann weiter bis Shannonbridge dem heutigen Etappenziel fahren.

10:10 Uhr, Grube verlangt nach Sonnencreme. Es scheint zwar die Sonne, aber braucht man da auch gleich Sonnencreme? Aber okay, lieber das als wenn er nach 'nem Regenschirm oder 'ner Heizdecke gefragt hätte.

10:34 Uhr, Dieter hat das Catering übernommen und bringt schon wieder Guinness.

10:46 Uhr, der Smutje persönlich hält mir zwei Möhren zur Auswahl hin. Eine von den Beiden ist etwas kleiner. Für die entscheide ich mich. Ich hab ja nichts gegen Gemüse und 'gesunde' Ernährung, aber man muss ja nicht gleich übertreiben. Für 'Anfänger' tut's auch ein 'Möhrchen'. Ich weiß nicht wie mein Körper auf eine so abrupte Ernährungsumstellung reagiert. Da muss ich mich erst ganz langsam rantasten.

11:16 Uhr, der Himmel hat sich leicht zugezogen und ziemlicher Wind ist aufgekommen."Halt, Hecht!", ruft's plötzlich. Grube tänzelt hektisch und aufgeregt von einem Bein aufs andere:"Ich hab een, ich hab ä Hecht!". Gas raus, Rückwärtsgang, vorwärts, Bugstrahlruder …. "Ehj, fahr langsamer, mehr links, vorwärts, halt, halt jetzt halt, noch ein stück vor!". Die Deppen denken wohl wir sind hier im Verkehrskindergarten und sitzen auf'm Tretauto, das auf jede Aktion sofort und ohne Verzögerung reagiert. Bei dem Wind und der Geschwindigkeit geht hier gar nichts. Da kann ich maximal einen kleinen Kreis fahren, aber nicht auf der Stelle stehen bleiben.

11:20 Uhr, der Fisch ist an Bord! Ist zwar nur ca. 40cm, aber immerhin der Erste und wie gesagt, er ist an Bord. Das bedeutet, nach mehreren Jahren der Abstinenz kommt nun Grube auch endlich mal wieder in den Genuss den Titel "1. Hechtfänger" verliehen zu bekommen. Grube ist komplett aus dem Häuschen. Lässig und schon fast ein wenig professionell, posiert er für die üblichen Beweisfotos.

11:26 Uhr, immer noch sichtlich erregt kommt Grube mit der Jameson zu mir auf die Flybridge. "Ich hab's gewusst! Ich wusste das ich diesmal den Ersten fange. Das hab ich irgendwie im Gefühl gehabt!". Prost!

11:30 Uhr, der Wind ist jetzt richtig heftig geworden. Gut das wir gleich da sind.

11:40 Uhr, wir haben in Banagher angelegt. Wie es aussieht, sind wir so ziemlich die einzigen 'Kunden' hier um diese Zeit.

11:52 Uhr, Dieter gibt 'ne Runde U-Berg. Ist zwar noch 'ne Weile hin bis Mittag, aber als Aperitif ist das okay. Gleichzeitig waren das auch die letzten Sechs und das U-Fach ist leer. Aber es besteht kein Grund zur Beunruhigung, wir haben noch genug Reserven um das Fach wieder auffüllen zu können.

11:56 Uhr, vor mir auf dem Tisch liegt der Einkaufszettel, handgeschrieben vom Smutje höchstselbst. Ich hab das jetzt dreimal gelesen, und werde nicht schlau draus. "Wasser,  Bier , Brot, Lauch, Bratkartoffelheber, Eier, Gurken". Ich vermisse den Rührer. Auf meine Frage bezüglich des 'Hebers' krieg ich zur Antwort:"Sowas fehlt hier an Bord, da krieg ich die Spiegeleier so beschissen aus der Pfanne.". Hmh, also heute früh gab es gekochte Eier statt Rühreier, weil kein Rührer da war. Jetzt heißt's auf einmal, wir brauchen 'nen Heber für die Spiegeleier. Aber gestern gab's doch schon Spiegelei? Und außerdem steht da Bratkartoffelheber und nicht Spiegeleiheber   Irgendwie leben Schiffsköche in einer eigenen Sprachwelt. Ich frage aber lieber nicht nochmal nach, auch nicht wieso Bier durchgestrichen ist. Da krieg ich nur wieder 'ne Antwort der erzieherischen Art und den bösen Blick.

11:58 Uhr, der Smutje brät mal wieder sehr gehaltvolle Dinge in seiner Kombüse. Da nimmt man allein vom Geruch schon mal 2kg zu. Mir haut das gleich auf den Magen. Ich muss raus an die Luft. Am besten ich nehme mir vorsorglich noch 'nen U-Berg mit.

12:08 Uhr, bewaffnet mit dem Einkaufszettel, der Gruppenkasse und einem leichtem 'Dusrst' auf ein gezapftes Guinness, starten wir Richtung Supermarkt bzw. einem 'GlasBierGeschäft'.

12:36 Uhr, der Einkauf liegt hinter uns. Einen Heber haben wir auch gefunden. Jetzt einfach wieder zurück auf's Boot und weiter fahren, das wäre einfach zu einfach.

12:38 Uhr, wir sitzen im "Flynn's" und warten auf die bestellten sechs Pint's. In der Gruppenkasse schlagen die mit 24,-€ zu Buche.

13:14 Uhr, auf dem Rückweg zum Boot erledigt Grube mal wieder ein 'wichtiges' Telefongespräch. Bestimmt die aktuelle Statusmeldung an "B".  


       Keine Fische viel Stress und Medaillen

13:30 Uhr, es geht weiter Richtung Shannonbridge. Zum Glück hat der Wind etwas nachgelassen. Hoffentlich bleibt das so.

13:44 Uhr, der Smutje bringt 'Schnittchen'. Gute Idee, das ist jetzt genau das richtige gegen den kleinen Hunger.

14:10 Uhr, Grube kommt mit 'ner neuen Flasche Jameson. Da ich mich aber noch im Dienst befinde, kann ich da nur ganz zaghaft dran nippen.

14:40 Uhr, der Wind hat wieder aufgefrischt. Holger und Grube werfen das Handtuch, die legen die Angeln in die Ecke. Quaddel hatte das schon vor 'ner ganzen Weile getan. Der liegt bestimmt wieder im Bett.Ich mache den Vorschlag bis zum Kraftwerk kurz vor Shannonbridge zügig zu fahren und dann dort noch mal die Wobbler ins Wasser zu lassen.

15:16 Uhr, wir sind auf Höhe vom Kraftwerk, der Diesel läuft mit 1000 Umdrehungen, was die optimale Geschwindigkeit zum Schleppangeln ist, und die drei Probanden haben hinten auf dem Sonnendeck ihre gewohnten Positionen eingenommen. Also wenn die hier nicht endlich was fangen, dann weiß ich nicht wo sonst.

15:32 Uhr, auch am Kraftwerk gab's keine Fische.Wir befinden uns in der 'Anlegphase' auf den nördlichen Anleger von Shannonbridge. Da der Wind mittlerweile immer heftiger wird, und ich das Wohlbefinden vom Smutje im Hinterkopf habe, will ich auf der Innen- bzw. Land zugewandten Seite an den Anleger gehen. Dazu muss ich aber einen großen Bogen fahren um hinten die Einfahrt besser zu 'treffen'. Perfekt, wir kommen genau mittig auf die Einfahrt zu. Leider muss ich jetzt aber das Gas rausnehmen. Das hat zur Folge, daß das Ruder kaum noch reagiert. Bei der großen Angriffsfläche die unser Boot bietet, hat der starke Seitenwind leichtes Spiel uns bedrohlich nahe ans Ufer zu treiben. Mit einen beherzten hart Steuerbord und einem kräftigen Gasstoß kann ich gerade noch vermeiden den Begrenzungsmarker zu rammen.

15:38 Uhr, geschafft! Wir liegen sicher vertäut und windgeschützt am Anleger. Darauf 'nen Jameson!

15:42 Uhr, der Smutje bittet zu Tisch, es gibt lecker Bohneneintopf. Gestern Linsen und heute das, da gerät das 'Abgassystem' langsam aber sicher an die Lastgrenze.  

15:56 Uhr, ein U-Berg könnte die Stärke des Gasaustritts sicher etwas lindern.

16:10 Uhr, Grube drängelt wegen der Siegerehrung zum 1.Hechtfänger. Andere Jahre war dem das scheißegal. Wir sollen alle unbedingt das Dienstkleid anlegen. Der macht richtig Stress. "Nee, Dienstkleid wir nur Donnerstags getragen, wenn Feiertag ist!", werfe ich ein. Wie immer streitet Grube, was er besonders gut kann, daß das noch nie so war. "Ich habe noch nie Donnerstags ….". Ich falle ihm ins Wort:"Du hast ja auch noch nie was gefangen, und deshalb auch nie was gekriegt. Außer 2011 als es den Trostpreis gab!". "Ebend!", antwortet Grube. "Na und", sag ich. "Aber das war definitiv ohne Dienstkleid, weil das an einem Dienstag war!". Grube holt schon wieder Luft. Ich komm ihm aber zuvor:"Nur 2012 wurde Dienstkleidung zur Siegerehrung getragen. Weil es da nämlich Donnerstags war. Aber da warst Du gar nicht mit!". Der gibt einfach nicht auf. "Aber, aber ich hab extra was vorbereitet!", schimpft er. "Das kannst Du doch auch noch am Donnerstag machen!", meint jetzt auch Husti. "Nee heute, ich, ich …. ". Wir lassen ihn jetzt reden. Alten Leuten soll man ihren Willen lassen. Es könnte unter Umständen der Letzte sein.

16:20 Uhr, wir sitzen alle gespannt und mit Dienstkleid im Salon. Ich habe die Videokamera startklar gemacht und rufe laut:"Du kannst jetzt kommen!".Die Kajütentür geht auf und Grube tritt in den Salon. In der Hand ein großes als Tablett umfunktioniertes Schneidebrett aus der Kombüse. Darauf liegen sechs Medaillen mit grüner Kordelschnur. Obwohl die 'K-Frage' schon vor Jahren geklärt wurde, hat der plötzlich auch eine Kapitänsmütze auf. Meine sofort eingeleitete Kritik wegen Amtsanmaßung wehrt er ab. "Das ist doch nur für die Siegerehrung, damit das offiziell ist!", versucht er mich zu beruhigen.

Es bekommt jeder, entsprechend seiner Funktionsbeschreibung hier an Bord, eine von Grube selbst und in Handarbeit gefertigte Medaille verliehen. Husti als Smutje, Dieter als Beauty & Wellness Beauftragter, ich als Kapitän und Reiseleiter usw. Da er sich selber natürlich nicht die Medaille als 1. Hechtfänger überreichen kann, übernehme ich diesen Part. Der absolute Hammer sind aber noch die Medaillen 2. und 3. Hechtfänger, für Holger und Quaddel. "Die kann ich jetzt natürlich noch nicht vergeben, weil ich ja noch nicht weiß bei wem ich welche Zahl draufkleben muss.", entschuldigt sich Grube. "Und woher hast Du da gewusst das bei dir die 1 drauf muss?", fragt Husti. "Das hab ich nicht gewusst. Die hab ich ja vorhin erst noch draufgeklebt". Ich kann mir nicht verkneifen zu sagen:"Und da machst Du so 'ne Hektik und kannst nicht bis Donnerstag warten? Bis dahin wären die beiden Titel bestimmt ausgekämpft!". Naja, manchmal benehmen sich eben auch alte Männer noch wie Kinder.
Die ganze Aktion war zwar etwas hektisch, unkoordiniert und vor allem nicht offiziell beantragt, aber die Medaillen sind gut angekommen. Da hat er sich echt Mühe gegeben. Das muss man hier, auch wenn's schwer fällt, einfach mal zugeben.  

16:32 Uhr, um dem Titel 1.Hechtfänger die ihm zustehende Wertigkeit zukommen zu lassen, darf dieser normaler weise auch nur durch eine entsprechend autorisierte Person verliehen werden. In meiner Funktion als Kapitän und Reiseleiter übergebe ich nun Grube das von offizieller Stelle beglaubigte Dokument. Ich freue mich, nach vielen Jahren erstmals auch ihm die Urkunde "1. Hechtfänger" überreichen zu dürfen. Um die Gültigkeit diese Ehrung dauerhaft beweisbar zu machen, bannt Husti den ganzen Vorgang noch auf Video. Wie sich später herausstellen wird ist dieses Videodokument leider anfechtbar. Der 'Kameramann' hat nämlich die ganze Zeit den Finger vorne auf der Linse gehabt.

16:46 Uhr, Husti fragt an wegen 'nem Handy. Also langsam glaub ich wirklich an das Gerücht, daß die gemeine 'Telefonietis', an der Grube schon seit Jahren leidet, ansteckend ist.

17:00 Uhr. nach all den Ehrungen und der damit verbundenen Aufregung, ist jetzt Mittagsschlaf angesagt.


       Schnarcher und Stinker

17:40 Uhr, von wegen Mittagsschlaf! Grube schnarcht wie ein Esel, an Schlaf ist nicht zu denken.
Als ich in den Salon komme, riecht's aus Richtung Kühlschrank verdächtig nach Käse. Wenn es etwas gibt worauf ich allergisch reagier, dann ist das Käsegeruch und die Parfümerieabteilung im "Galeria Kaufhof". Beides legt sich mir schlagartig auf Magen und Kreislauf, und ich könnte kotzen. Da geht's mir wie dem Smutje, wenn der Bus fährt oder das Boot wackelt. Gesetzt den Fall ich würde nun meinen Unmut über den Käsegeruch laut von mir geben, wüsste ich jetzt schon seine Standartantwort. Der würde mit 100%'iger Sicherheit sagen:"Quatsch!! Hier riecht's überhaupt nicht nach Käse!". An den bösen Blick mag ich erst gar nicht denken. Aus diesem Grund verkneife ich mir das vorerst.

18:22, Grube kommt mit sattem Grinsen aus der Koje. Ich empfange ihn mit den Worten:"Erzähl mir ja nochmal Du kannst am Tag nicht schlafen. Du hast geschnarcht wie ein Tier!". Keine Antwort, aber sein Grinsen sieht jetzt irgendwie noch zufriedener aus.

19:10, Ich habe das Gefühl der Käsegeruch wird immer intensiver. Der Smutje werkelt unten in seinem Revier und meint plötzlich so ganz beiläufig zu Grube:"Ich habe vorhin mal den Käse getestet, den Du mitgebracht hast. Der ist echt gut.". Ich werde sofort hellhörig. Wenn der Bauleiter von 'gutem' Käse redet, dann bin ich mir sicher, daß der 'abartig' sein muss. Jetzt ist aber Schluss mit meiner Zurückhaltung, ich lasse meinem Ärger freien Lauf. Prompt kommt die oben bereits vermutete Antwort, kombiniert mit dem nicht gerade liebenswürdigen Blick.

19:34 Uhr, die Angelegenheit eskaliert. Holger und der Smutje treiben die Stinkerei auf die Spitze. Die stehen in der Kombüse und  ess  fressen jeder 'ne Käse-Bemme. Obwohl das bestialisch stinkt, scheint das denen auch noch zu schmecken. Selbst die Fliegen sind alle abgehauen. Zumindest sehe ich im Moment keine mehr. Die liegen bestimmt irgendwo auf dem Rücken, die Füße in die Luft gestreckt und hecheln nach Sauerstoff. In meinem Inneren kämpfen jetzt Kotz- und Fluchtreflex um die Vorherrschaft. Ich bin aber nicht im Geringsten bereit mir meinen Mageninhalt nochmals 'durch den Kopf gehen' zu lassen oder gar den Salon zu verlassen. Es muss also schnellstens eine Lösung her. Der Käse muss weg! Gedacht, getan. Schiebetür auf, Teller mitsamt dem Stinker geschnappt und im Hohen Bogen raus aufs Sonnendeck. Ruhe an Bord!

19:38 Uhr, Dieter geht raus und wickelt das Corpus Delicti in Alufolie ein. Er meint, daß das doch schade drum wäre. Dem muss ich leider zustimmen. Schade drum, wenn der uns die Vögel oder schlimmer noch, die Fische vertreibt.

19:46 Uhr, Abendbrot scheint heute irgendwie auszufallen. Aber bei dem Gestank ist's mir sowieso vergangen. Der Tisch sieht auch ziemlich verwaist aus. Da steht kein Guinness, kein Whiskey und nicht mal U-Berg. Andere Jahre da hat um diese Zeit der Bär gesteppt. Ich glaube, die letzten drei Tage haben Spuren hinterlassen. 'Mann' wird eben nicht jünger. Es wäre eine Überlegung wert, nächstes Jahr vielleicht nur noch 1L pro Nase mitzunehmen. Dann gibt's auch nur noch ein Liter pro Tag, und das auf Zuteilung.

19:50 Uhr, ich bin trotz aller Umstände ein wenig Stolz auf meine Crew. Bis jetzt ist noch keine Minute die Heizung gelaufen. Respekt! Laut Wetterbericht für morgen, könnte sich das aber noch ändern.

20:00 Uhr, eine angefangene Jameson hat den Weg auf den Tisch gefunden. Statt Abendbrot gibt es jetzt Whiskey und Wasser. Man kann ja auch mal nichts essen. Das bissel was wir sonst essen, können wir auch trinken.  

20:44 Uhr, weil die Tour-DVD's nicht laufen, hat Grube zur Abwechslung seinen MP3 Player ans Radio angeschlossen, und wir lauschen gespannt dem Hörbuch "Er ist wieder da". Irgendwie scheint das die trübe Allgemeinstimmung etwas aufzuheitern. Grube erzählt, daß er das früh, wenn er munter wird, immer hört. Jetzt ist mir auch klar warum der morgens im Bett ständig feixt.

21:06 Uhr, die Stimmung wird tatsächlich immer lockerer und Grube stellt 'ne neue Flasche Whiskey auf den Tisch. Na bitte, geht doch!

21:32 Uhr, auf dem Weg zu "Killeen's" zeigen wir Quaddel wo er morgen Baguetten holen kann. Sicherheitshalber mache ich ihm noch mal deutlich, daß die aber erst 09:00 Uhr öffnen!

21:40 Uhr, Holger bestellt 6 Guinness. Ein gut besuchter Pub voller gut gelaunter Menschen sieht irgendwie anders aus. Außer ein paar Jugendlicher, die sich am Billardtisch 'verwirklichen', sind wir die einzigen Gäste. Aber egal, eine zweite Runde Guinness muss sein bevor wir gehen.

23:16 Uhr, wir sind wieder an Bord.

23:30 Uhr, der Smutje reicht einen Mitternachtssnack, Brühe mit Ei. Also die für Fuffzehn.

23:50 Uhr, vor dem Schlafengehen gibt es zur Abwechslung eine Gute Nacht Geschichte. Wir ziehen uns noch ein Kapitel von Grubes Hörbuch rein.

00:06 Uhr, der Ordnung halber noch 'nen Whiskey als Absacker und dann Licht aus.


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