07:20 Uhr, Grube stöhnt und hüstelt nervös. Wie ich den kenne, würde der am liebsten aufstehen und telefonieren. Wenn der das jetzt wirklich in die Tat umsetzt, gibt's richtig Ärger. Aber ich glaube, das traut der sich nicht. Ich blinzle ganz vorsichtig mit dem linken Auge zu ihm rüber und erkenne die Stöpsel in seinen Ohren. Aha, er scheint sich wieder den Stromberg reinzuziehen oder hört Grönemeyer bzw. Edith Piaf.
Ich werde durch das übliche Geklapper aus der Kombüse geweckt und schaue auf die Uhr. 09:00 (neun) Uhr, na bitte, geht doch!! Die Ü-60'er scheinen heute einen Hänger zu haben.  


       Ein fast perfekter Morgen und endlich Urlaub

09:28 Uhr, als ich den Salon betrete ist bereits der Tisch gedeckt. Der Kaffee ist eingeschenkt und backfrische Baguetten liegen auf den Tellern. Und als Krönung hat dann Quaddel auch noch eine gute Nachricht für mich:"Die Heizung ist ausgefallen". Perfekt!! Warum fängt nicht jeder Tag so schön an?
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch noch. Gestern bzw. heute Früh, als ich ins Bett bin, hab ich vergessen den Kühlschrank auszuschalten. Das hat zur Folge, daß die Wurst gefroren ist. Zum Glück hat aber die Butter draußen gestanden.

09:52 Uhr, leider hat die perfekte Anfangsphase des heutigen Tages nicht lange angehalten. Dem Bauleiter gelüstet nach Käse. Und somit fordert er Dieter auf, den "Stinker" vom Außenrevier hereinzuholen.

10:00 Uhr, als fairer Verlierer kündet Quaddel an:"Ich packe heute mein Angelequipment zusammen. Man muss einfach wissen wenn man verloren hat.".

10:14 Uhr, mein neuer, extra für die Tour 2013 gekaufter 12/220V Transverter scheint das Handtuch geworfen zu haben. Ich probiere noch diverse andere Akku-Sätze und zur Sicherheit noch die 12V Steckdose in der Nasszelle, aber ohne Erfolg. Das Ding sagt nichts mehr, keine LED geht an, der Lüfter läuft nicht, nichts, das Gerät tut seinen Dienst nicht mehr. Besonders ärgerlich ist, daß mir voriges Jahr schon so ein Teil gestorben ist. Zum Glück hab ich aber noch ein separates Ladegerät von der Videokamera mit KFZ-Stecker, was ich direkt an der 12V Steckdose betreiben kann.

10:20 Uhr, Grube erledigt sein obligatorisches Morgentelefonat mit "B.". Im Irinzip wäre er ja der potentieller Facebook-Kunde. Mich wundert eigentlich, daß er das nicht schon längst für sich entdeckt hat. Dabei ist das doch heutzutage so simpel. Einfach nur einen Account bei 'Gesichtsbuch' einrichten, 'ne Kleine App auf seinem SmartPhone installieren und schon wäre er rund um die Uhr mit "B." verbunden. Da könnte 'Mann' kommunizieren, Bildchen schicken und immer zeitnah mitteilen was man so macht oder wo man sich gerade aufhält.


Überall präsent, ständig in aller Munde und aus dem heutigen, zunehmend nur noch virtuellen Leben scheinbar nicht mehr wegzudenken. Facebook, jeder will es, aber keiner braucht es wirklich. Sowas bezeichne ich immer als "Schaffung künstlicher Bedürfnisse". Vertraut man den offiziellen Statistiken, dann sind schon über eine Milliarde User dieser Scheinwelt beigetreten. Die sind dann für den Rest ihres Lebens dazu verdammt ständig online und für ihre virtuellen Freunde rund um die Uhr erreichbar zu sein.

Das Ganze nennt sich "Soziales Netzwerk". Hier  spricht  kommuniziert man miteinander, tauscht Bildchen und Meinungen aus oder 'verabredet' sich zu mehr oder weniger sinnvollen Aktionen. Begriffe wie geistiges Eigentum oder Privatsphäre scheinen in diesem Paralleluniversum nicht zu existieren. Da wird jedes noch so persönliche 'Geheimnis' ohne Bedenken ins Netzt gestellt und für jeden zugängig gemacht. Man kann sogar dem ganzen 'Netzwerk' mitteilen, daß man jetzt gerade kacken geht und dann warten wieviel andere User im WeltWeitenWeb das gut finden, indem sie den DaumenHoch-Button drücken. Und dann wundern sich diese Zeitgenossen und Genossinnen wenn plötzlich die eigene Körbchengröße vom BH oder die Lieblingsklopapiersorte in der Datenbank vom NSA auftaucht. Die eigenen Daten selber nicht im Griff haben, aber dafür lautstark und fordernd nach "Datenschutz" rufen und dann den Staat für alles verantwortlich machen.  

Beängstigend wird es, wenn dir -als ewig Gestriger- der eigene Enkel seine "Facebookseite" zeigt und stolz verkündet, daß er schon 24 Freunde hat. Auf die Frage:"Und, was machst Du wenn mal der Strom weg ist, hast Du dann auch noch 24 Freunde?", gibt's garantiert nur ein lapidares "Uuuuppss!!" zur Antwort.
Früher gab's noch kein soziales Netzwerk, da gab's höchstens soziale Nähe oder vielleicht soziale Geborgenheit. Wenn ich mich mit meinen Kumpels unterhalten wollte, haben wir uns auf dem Spielplatz oder später dann bei 'nem gepflegten Pils in der Kneipe getroffen. Dazu brauchte man kein Facebook, höchstens 'ne Armbanduhr damit man die Uhrzeit nicht verpasst.
Geschadet hat uns das scheinbar nicht. Jedenfalls sind wir heute alle noch in der Lage uns untereinander in ganzen Worten und zusammenhängenden Sätzen zu verständigen.  

10:56 Uhr, wir starten zur letzten Etappe nach Banagher.

11:06 Uhr, Grube und Holger versuchen nochmal ihr Glück mit der Angel. In früheren Jahren haben hier in Höhe des Shannonbridge Kraftwerkes die Hechte ganz gut gebissen.

11:16 Uhr, wie gesagt, das war in früheren Jahren so. Für dieses Jahr scheint das nicht zuzutreffen. Die beiden geben auf, und ich kann endlich mal wieder etwas 'zügiger' fahren.

11:28 Uhr, Grube kommt zu mir hoch und reicht mir seinen Flachmann. Da ich ja im "Dienst" bin, nippe ich der Höflichkeit zu liebe wenigstens mal kurz am Whiskey.

11:40 Uhr, der Smutje steht plötzlich mit der definitiv letzten 1L Flasche Jameson hinter uns und fragt."Wollt ihr einen Schnaps?". Ich kann mir nicht verkneifen zu antworten:"Schnaps nicht, aber 'nen Schluck Whiskey würde ich nehmen.".

12:00 Uhr, wir haben Banagher erreicht. Da wir relativ zeitig da sind, ist der Anleger an der Dieselsäule frei und wir können direkt dort anlegen.
Auf dem Weg zum Office kommt mit schon ein Mitarbeiter von CC entgegen und fragt ob wir eine gute Woche hatten und am Boot soweit alles okay ist. Ich bejahe beide Fragen und gehe zusammen mit ihm zurück zum Boot.

12:12 Uhr, die Boots-'Abnahme' hat, inklusive Gülletanks abpumpen und Diesel fassen, keine 10 Minuten gedauert. Entweder liegt es daran, daß man uns mittlerweile kennt und wir noch nie irgendwelche Schäden hatten, oder die haben so kurz vor ihrer Mittagspause keinen Bock noch größere Kontrollaktionen zu starten. Mein Hinweis darauf, daß das Duschwasser in der Nasszelle der Bugkabine nur unter Zuhilfenahme eines Pimpels 'abfließt', wird mit einem kurzen "We will check it!" abgetan.

12:20 Uhr, ich bin oben im Office um den Diesel, 113,76€ für 69,96 Liter, zu bezahlen und den Papierkram zu erledigen. Als ich nochmals das'Abnahmeprotokoll' checke, fällt mir auf, daß da alles fein säuberlich abgehakt ist und keinerlei Info oder irgend ein Kreuz auf die Sache mit dem Duschwasser hinweist. Ich gehe davon aus, daß die nachfolgende Crew ebenfalls den Pimpel nutzen wird.

12:32 Uhr, ich habe unser Boot in die endgültige Parkposition am letzten Anleger vor dem Ufer gebracht. Angesichts der damit verbundenen kurzen Wege und der Ü-60 Crewmitglieder an Bord, kann man das getrost als 'Seniorengerecht' bezeichnen.
Während ich meinen Saison-Arbeitsplatz auf der Flybridge räume und in den Ausgangszustand bringe wird unter Deck mal wieder ein zünftiger Skat gekloppt.

12:44 Uhr, da keiner wirklich Hunger hat, stehen im Moment auch keinerlei Aktivitäten an. Der Smutje hat sich mit seinem Buch auf dem Kapitänsplatz breit gemacht und blockiert somit meinen Platz unter Deck. Deshalb mache ich es mir ein letztes mal auf der Flybridge gemütlich und genieße meinen 'Dienstschluss'. Grube, und da zeigt sich was ein wahrer Freund ist, bringt mir ein Guinness und 'nen Whiskey nach oben. Jetzt hab auch ich Urlaub.

13:38 Uhr, Sonne satt und kein Wind. So ein Wetter haben wir seit mehreren Jahren immer am letzten Tag. Weiterhin auffällig ist die Tatsache, daß das immer dann schön wird, nachdem wir angelegt haben und die Tour im Prinzip zu Ende ist.

13:58 Uhr, der Smutje serviert uns seine letzte Kreation. Es handelt sich um eine "Möhren-Kartoffel-Zwiebel-Reste-Suppe". Okay, über die Zutaten lässt sich streiten, aber schmecken tut's. Abgerundet wird das Ganze noch durch 'ne Runde U-Berg.

14:16 Uhr, satt, zufrieden und gegen die akute Augendeckelsenkung kämpfend, ist jetzt allgemeines 'Abhängen' angesagt. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen steht der Smutje plötzlich auf und schmeißt dabei mit seinem Kessel fast den Tisch um. "Eh Husti, Du bist einfach zu fett!!". Da der Smutje ja ab jetzt nicht mehr für uns kocht, können wir natürlich die große Schnauze haben. Am Tag-1 wäre so eine Art Kritik natürlich kontraproduktiv. Sowas muss man sich für den letzten Tag aufsparen. Da kann man dann mal so richtig übers Essen meckern. Aber ehrlich gesagt, auf die Schnelle fällt mir da gar nichts zum rumnölen ein. Da wäre höchstens die Sache mit dem Käse. Wobei da aber im Prinzip Grube die Hauptverantwortung trägt. Für die Tour-2014 muss ich das so steuern, daß es auf der Mitbringliste in der Zeile Käse und der Spalte Grube keinen Kreuzungspunkt gibt bzw. da kein Haken gesetzt ist.

14:20 Uhr, ich stecke mir mein allerletztes Zigarillo in den Kopf und versuche, wie immer erfolglos, Qualm-Ringe in die Luft zu zaubern. Dieter stellt mit den Worten "Ich hab keine Lust die wieder mit nach Hause zu schleppen" den Rest Bommerlunder auf den Tisch.


       Kappensturz und Lokomotivführer

14:30 Uhr, neben uns legt bzw. versucht ein Pärchen mit einer Carlow anzulegen. Auch als unvoreingenommener Zuschauer hat man sofort erkannt, daß SIE definitiv die Hosen an hat. Nachdem er das Boot, auf den ersten Blick gar nicht so schlecht an den Anleger gebracht hat, springt sie von Bord auf den Steg. Die Erschütterung überträgt sich bis auf unsere Waterford. Der Experte erkennt spätestens jetzt, die wiegt mindestens …. Oder etwas vornehmer ausgedrückt, die trägt 'ne Konfektionsgröße weit, weit jenseits der 38. Da hat 'Mann' es im Sommer schattig und im Winter warm.  
Sie steht mit der Leine in der Hand am Bug und gibt lautstark irgendwelche Kommandos. Wild gestikulierend, und sich ständig mit dem Zeigefinger oberhalb der Augenbrauen an die Stirn tippend, versucht sie ihm irgend etwas mitteilen zu wollen.

14:36 Uhr, das Boot nebenan ist jetzt sicher festgemacht und es ist, zumindest akustisch, Ruhe eingekehrt. Im inneren des Nachbarbootes scheint es aber immer noch heiß her zu gehen. Die oben beschriebene Bewegung mit dem Zeigefinger an die Stirn muss bei ihr ein angeborener Reflex sein. Jedenfalls hört die nicht damit auf. Jetzt zieht die auch noch die Vorhänge zu. Wer weiß was dem jetzt blüht. Selbst wenn er 'ran' muss, wir sind uns eigentlich alle einig ER ist 'ne arme Sau.

14:42 Uhr, der Bommerlunder ist alle.

14:50 Uhr, Zeit für den Kappensturz.
Die offizielle Zählung unter Notarieller Aufsicht ergibt 117 Kappen im Beutel. Dazu kommen noch weitere 27 ungeöffnete U-Berg im Speicher. Das macht in Summe 144 Kappen und ist neuer Rekord. Viel wichtiger aber ist, daß die Anzahl durch 6 teilbar ist. Wenn man das noch auf die 6 Tourtage plus An- und Abreisetag hochrechnet, sind das exakt 3 U-Berg pro Tag und Nase. Ich denke, da kann man wirklich nicht von Alkoholmissbrauch oder gar Alkoholismus sprechen.

14:56 Uhr, die letzte Literpulle nimmt zwar nur langsam aber dafür kontinuierlich ab. Wie sagt man so schön:"Steter Tropfen höhlt die Flasche.".  

15:02 Uhr, das Pärchen von nebenan verlässt das Boot. Sie schnellen Schrittes vorneweg. Er gemächlichen Ganges und Rucksack auf dem Rücken hinterher. Gesetzt den Fall, sie will 'ne 'Shoppingtour' machen, das muss doch für ihn der Alptraum schlechthin sein. Nur gut, daß wir 'Urlaub von Anfang an' machen.

15:08 Uhr, da wir ja noch 'ne Handvoll U-Berg im Speicher haben, könnten wir es uns theoretisch leisten, nochmals die U-Etuis für die morgige Rückreise zu befüllen.

15:20 Uhr, der Typ vom Nachbarboot kommt allein zurück. Die Alte hat bestimmt was vergessen was der jetzt holen muss. Um unser Mitgefühl mit ihm auszudrücken, bietet Dieter ihm 'nen Whiskey an. "Nein danke, ich trinke keinen Alkohol. Ich bin Lokführer!" Hmh, ist der mit der eigenen Lokomotive hier und muss heute noch fahren?!? Ich denke, der hat die Alte doch 'verdient'!

15:40 Uhr, noch ein kurzer Schlummertrunk und dann Mittagsschlaf.


       Kirsch-Sahne, Pickel und Trinkernasen

17:20 Uhr, es gibt Kaffee. Jetzt ein Stück Kirsch-Sahne-Torte …. Nee, lieber nicht, war nur Spaß. Aber ein Schlückchen Whiskey in den Kaffe, so als eine Art Irish Coffee ohne Zucker und Sahne, das wäre optimal.
Wie zum Hohn wird jetzt, wo die Tour zu Ende ist, das Wetter immer besser! Aber wie bereits schon erwähnt, war das in den letzten Jahren immer so.  

17:44 Uhr, ich öffne den letzten 25'er U-Karton, entsorge die 'Umverpackungen' und stelle die Flaschen auf den Tisch. Davon gehen schon mal 12 Stück in die U-Etuis für die morgige Rückreise. Bleiben noch 13 Rest. Damit das wieder durch 6 teilbar ist, entscheide ich mich für eine Spontanaktion und stecke mir den 'Überzähligen' prophylaktisch in die Hosentasche. So, jetzt sind wir von der Statistik her wieder sauber. Für dieses buchhalterische Meisterstück hab ich mir 'nen Schluck Whiskey verdient.

18:00 Uhr, Husti ruft zu Quaddel, der gerade in der Kombüse ist:"Nimm mal bitte die Gurke und angefangene Zwiebel aus dem Kühlschrank!".Kurz nachdem die Kühlschranktür wieder zu ist, fährt mir wieder dieser gefürchtete Käsegestank durch die Nüstern.
"Kann das sein, daß der Scheißkäse nicht mehr im Außenrevier steht?!, ist meine erboste Frage."Mach nicht so ein Aufriss wegen dem kleinen Stück!", meint der Smutje. "Was heißt hier kleines Stück", sage ich. "Scheißegal wie klein das ist. Stinken tut's mindestens genau so wie ein großer Käse!".

18:02 Uhr, ich brauche jetzt 'nen U-Berg. Erstens weil mir der Käse wieder so ein mulmiges Gefühl in der Magengegend erzeugt hat, und zweitens weil der Whiskey so fettig war. Ich greife in meine Hosentasche und ziehe den Joker, den "U-Berg Nr.13" raus.

18:34 Uhr, der letzte Whiskey wird aus Gläsern getrunken. Dieter:"Das schmeckt doch so viel besser. Wieso trinken wir immer aus der Flasche?".Wir nehmen uns vor in Zukunft den Jameson nur noch aus Gläsern zu trinken. Das gilt allerdings nicht für oben am Steuerstand. Dort sind Schnapsgläser aus Gründen der Sicherheit und des Arbeitsschutzes tabu.  

18:38 Uhr, der Whiskey ist alle! Das ist im Prinzip gleichzusetzen mit 'Urlaub zu Ende!'.

18:54 Uhr, nach einem kurzen Regenschauer ist draußen ein herrlicher Regenbogen zu sehen. Ich bewaffne mich mit Fotoapparat und Videokamera um dieses Naturereignis zu dokumentieren.

19:04 Uhr, auf dem Tisch liegen 5 Kappen. Da hat sich wieder jemand der 'Gruppendynamik' entzogen. Für mich steht auch schon fest wer das war. Diesmal opfert sich Dieter. Jetzt ist wieder durch 6 teilbar.

19:08 Uhr, Holger, in einschlägigen Kreisen für seine Extremfotos bekannt, entdeckt einen Pickel an der Nase vom Smutje und macht sofort ein Foto. Dank Macromodus und einer Auflösung von 5Mio Pixeln sieht das auf dem Display gigantisch aus. Irgendwie erinnert das an eine Kraterlandschaft. Dieter bringt es mit dem Begriff 'Trinkernase' auf den Punkt.  

19:14 Uhr, es wird zum letzten Abendbrot gerufen. Wie immer am Freitag Abend gilt das Motto 'Alle muss raus!'. Der Smutje packt alles was er noch in seinem Revier findet oben auf den Tresen. Dazu fällt mir spontan der Begriff 'Hustis Resterampe' ein.

19:46 Uhr, jetzt noch 'nen letzten U-Berg zur Verdauung. Der aktuelle Kappenstand liegt nun bei 132 im Beutel und 12 in den U-Etuis.

20:00 Uhr, ab jetzt wird es pervers. Ich hatte lange überlegt ob ich es im Tagebuch dokumentiere. Der Vorgang ist aber so ungeheuerlich, daß die Öffentlichkeit einfach das Recht hat sowas zu erfahren.
Der Bauleiter bläst die Käsetüte auf! Nein, das war kein Lesefehler. Der bläst die Tüte auf, rödelt die zusammen, holt aus und ….  
Dafür muss er bestraft werden! Mir fällt auch spontan eine angemessene Strafe ein. Ich gehe jetzt ins Bauleiterklo, pinkele gezielt den ganzen Rand voll, pumpe nicht ab und lasse den Deckel oben stehen.  


       Der Absturz

21:36 Uhr, wir sitzen bei J.J. Hough. Da heute unser letzter Abend ist, hat es sogar Quaddel geschafft mit in den Pub zu kommen. Holger und Dieter bringen Guinness an den Tisch. Bei Dieter sieht das zwar nicht mehr ganz so geschmeidig aus, aber er schafft's ohne Verluste bis zum Tisch. Sláinte!

21:46 Uhr, auch die Bayern von gestern Abend sind heute hier. Wir bitten einen von der Truppe mal ein Gruppenfoto von uns zu machen. Im Dienstkleid und mit Medaille. Das hat ja gestern nicht geklappt, weil Quaddel wie immer gepennt hat.
Heute ist ja auch der Abend an dem wir uns mit Dany & Andy treffen wollen. Mal sehen ob's klappt.

22:00 Uhr, der Schotte aus dem Killeen's von gestern, ein Mädel mit Schifferklavier und ein Typ aus dem Publikum mit 'ner Bodhrán beginnen zu musizieren. Ich frage Michael Hough nach Teresa, die sonst eigentlich auch immer da ist und das Klavier 'quält'. "Maybe she's coming later!", antwortet er. Wenn allerdings in Irland jemand den Begriff "später" in Kombination mit "vielleicht" verwendet, dann ist das ungefähr so als wenn in Deutschland jemand behauptet "Die Renten sind sicher!" 

23:10 Uhr, Grube, Holger und Husti sind schon weg. Ich frage nochmals nach Theresa und bekomme wieder die Antwort, daß sie evtl. etwas später kommt.

23:48 Uhr, ich frage nun zum 3. mal nach Theresa. Michael grinst jetzt nur noch. Das Fehlen von Theresa tut der die Stimmung hier im Pub aber scheinbar keinen Abbruch. Zusätzlich zu dem Schotten und dem Mädel mit Schifferklavier kommen ständig Gäste aus dem Publikum die dann Bodhrán oder Gitarre spielen und sogar mit Löffeln Musik machen.

00:52 Uhr, Dieter und Quaddel sehen zwar nicht mehr ganz frisch aus, halten aber noch zur Stange. Mir selber fehlt im Moment der Spiegel um eine 'Selbsteinschätzung' zu tätigen. Allerdings habe ich das Gefühl, wir sollten uns langsam in die Spur machen. Morgen ist ein langer Tag und wir müssen etwas zeitiger als gewohnt aus den Federn.

01:02 Uhr, als ich aus dem Keramikzimmer zurückkomme, sind Dieter und Quaddel verschwunden. Pflichtbewusst trinke ich noch mein Guinness aus und mache mich dann auch auf die Socken.

01:08 Uhr, Ich sehe Dieter und Quaddel ca. 60m vor mir laufen. Mit großen, zügigen Schritten habe ich die Distanz schnell überwunden und mache meine Kamera für ein Überraschungsfoto startklar.
Genau in dem Moment wo ich auf den Auslöser drücke, hat mir irgend so ein Arschloch einen Blumenkübel in den Weg gestellt. Noch bevor der Verschluss der Kamera "klick" gemacht hat, liege ich auf der Straße!  Daß mir tierisch der Ellbogen schmerzt und ich mir das Knie aufgerissen habe, ist mir in dem Moment egal. Hauptsache die Kamera hat's überstanden.
Quaddel und Dieter sind, scheinbar unbeeindruckt von dieser artistischen Einlage, einfach weitergelaufen bzw. getorkelt. Ich glaube aber eher, die haben diesen 'Absturz' gar nicht mitbekommen. Aber egal, ich hab die Flugphase zumindest mal fotographisch festgehalten.

01:16 Uhr, wir sind an Bord. Quaddel hat, wo her auch immer, plötzlich wieder einen Flachmann in der Hand. Der Ordnung halber wird der noch in 'Leergut' verwandelt.

01:30 Uhr, Licht aus!


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