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» Tag-2 « 22. Mai 2017
Terryglass - Killaloe
 

08:30 Uhr,ich vernehme die ersten Geräusche aus der Kombüse. Hmmmh, theoretisch schon wieder 30 min überzogen 

09:00 Uhr, es ist immer noch Ruhe an Bord. Im Prinzip ist das ja schön, daß man auch auf'm Boot endlich auch etwas länger schlafen kann. Aber irgendwie macht mich das dann doch nervös. Das bin ich nicht gewohnt, und wenn das so weiter geht, hab ich gar nichts mehr, worüber ich mich früh aufregen kann. Zumal Grube mich dieses Jahr 'geräuschtechnisch' auch im Stich lässt. Der war wieder die ganze Nacht nicht einmal kacken. Aber dafür ist er schon 'ne ganze Weile mit seiner geliebten 'Schmierscheibe' intim. "Mal sehen was mir meine liebe Frau heute so geschrieben hat ".  
WhatsApp hat einen Vorteil, das kann man stumm schalten. Da klingelt wenigstens nicht mitten in der Nacht das Telefon, weil die 'liebe' Frau anruft. Wobei, wenn man genau hinhört, hört man schon mal ein dezentes "bling " oder brummen bei einer empfangen Nachricht  'Message'. Das war übrigens so gegen 07:00 Uhr schon der Fall. Das heißt, Grube ist schon seit zwei Stunden aktiv am kommunizieren.





  von Bratklößen, Regencapes und Möhren

09:28 Uhr, das Wetter sieht -für irische Verhältnisse- ganz gut aus . Leicht bedeckt, etwas Sonne, trocken und kaum Wind.
In der Kombüse herrscht Hochbetrieb. Der Smutje verarbeitet die restlichen Klöße von gestern zu Bratkloß.

09:34 Uhr, Holger entsorgt unseren Müllsack und Dieter versucht Wasser zu tanken. Leider reicht aber der bordeigene Schlauch nicht bis zum Wasseranschluss.

09:40 Uhr, Grube hat angefangen die Gläser zu spülen. "Man weiß ja nie, besser ist besser ", meint er. Womit er völlig Recht hat. Die Trinkwerkzeuge sollten immer im 'Standby'-Modus stehen. Es könnte ja passieren, daß plötzlich der kleine Durst kommt, und dann??

09:44 Uhr, Sonne satt ! Heute scheint ein heißer Tag zu werden.

09:50 Uhr, der Smutje hat den Tisch gedeckt. Wer jetzt denkt, wenn's Bratkloß zum Frühstück gibt, gibt's nur Bratkloß, der liegt aber völlig falsch. Es gibt das volle Programm. Schinken, Käse, Salami, Griebenfett, 'GrubenschleimGrubenschleim 
Andere würden sagen Marmelade. Da das
Zeug aber die Konsistenz von Schleim hat,
genau so aussieht und fast ausschließlich
von Grube verzehrt wird, heißt diese Zeug
"Grubenschleim".
 
' usw. Es steht alles was es sonst auch gibt auf dem Tisch, außer Eier. Zusätzlich gibt es halt noch Bratkloß sowie Bohnen und das restliche Fleisch von gestern Mittag.
Ich frage mich wer das alles essen soll. "Am besten wir nehmen schon mal 'nen U-Berg im vorab. So als 'vor-Verdauer' oder so ". 

10:10 Uhr, die Klöße und die Bohnen waren ganz schön fettig. Der erfahren Leser ahnt sicher was jetzt kommt. Genau, zur besseren 'Fettverbrennung' gibt's eine Einheit U-Berg.

10:40 Uhr, ich hab das Boot umgeparkt. Wir liegen jetzt an der Außenmauer. Von hier reicht unser Schlauch bis zum Anschluss und wir können Wasser bunkern.

10:56 Uhr, es geht los. Da kaum Wind weht und die Wasseroberfläche ziemlich friedlich aussieht, hab ich kurzfristig entschlossen heute über'n See, den Lough Derg zu fahren. Das heutige Etappenziel ist Killaloe  ganz unten im Süden.
Der Smutje hat nach Bekanntgabe meines Vorhabens bestimmt gleich seine 'Ruhigstellungspillen' eingeworfen und einen antischaukel Kaugummi zu sich genommen. Aber egal, Hauptsache der übersteht die Fahrt und fällt nicht aus. Denn dann bleibt die Kombüse kalt, und das wäre im Sinne einer zufriedenen Crew nicht gerade zielführend.

10:58 Uhr, Grube kommt hoch auf die Fly-Bridge und reicht mir einen U-Berg. "Kämpfst Du immer noch mit den Klößen ?", frage ich ihn. "Nö, aber gegen das Schaukeln ", meint er. "Es schaukelt doch gar nicht ", ist mein nächster Einwand. "Ja, aber wenn's dann anfängt, sind wir vorbereitet ".
Damit ist mal wieder bewiesen, daß U-Berg eine Art Universalmedizin ist. Man muss es nur entsprechend begründen, dann kann man den im Prinzip in jeder Situation trinken. 

11:28 Uhr, ich höre im Hintergrund ein mir bekanntes Zischen. Dieter lässt 'ne Runde Guinness ein. Nur gut, daß die Gläser schon gespült waren. 

11:58 Uhr, Holger teilt noch 'ne Runde Guinness aus.

12:02 Uhr, wir sind zwischen Williamstown und Drummaan auf Höhe Marker Nr. 1173. Somit haben wir knapp die Hälfte geschafft.

12:22 Uhr, der Smutje bringt mir einen Grog  heißen Tee hoch. "Jetzt schon ?", frage ich. "Es wurde so gewünscht", meint er. "Ab morgen soll es warm werden, und dann kriegen wir den Rum nicht alle ". Na gut, das ist natürlich ein Argument, das muss man gelten lassen.

12:30 Uhr, wir sind unterhalb von Tonne B, und fahren West-Kurs. Langsam wird's etwas heftiger mit Wind und Wellen. Von Süd-West ziehen dicke Regenwolken heran.

12:40 Uhr, ich habe prophylaktisch meine Regenhosen übergezogen. Grube kämpft mit seinem 'Fahrrad-Regencape' gegen den Wind. Das Teil hat's total aufgebläht und flattert wie eine ein Stück Papier im Wind.

12:44 Uhr, der Wind hat gesiegt ! Das Regencape hat's nicht überlebt. 

12:50 Uhr, der Regen hat sich verzogen. Das war zum Glück nur ein ganz kleiner Schauer, eigentlich kaum der Rede Wert. Wind und Wellen werden langsam aber sicher immer stärker.

12:56 Uhr, um den Smutje nicht unnötig leiden zu lassen, versuche ich so weit wie möglich zu kreuzen um die Wellen nicht immer direkt von der Seite zu bekommen. Die Gischt spritzt teilweise bis hoch über die Fly-Bridge. Hoffentlich hat's meine Kamera, mit der ich so ganz nebenbei noch bissel filme, überlebt.

13:10 Uhr, der Smutje hat's geschafft, wir passieren Tonne A. Jetzt fahren wir wieder Süd-Kurs, und es wird spürbar ruhiger. Die Wellen kommen jetzt nur noch leicht von vorne. Durch die Berge links und rechts ist es auch etwas windgeschützter.

13:20 Uhr, Mittlerweile bin ich wieder auf 'Angelgeschwindigkeit' (1000 rpm) gegangen. Holger, Grube und Dieter baden ihre Gummifische. Ich gehe zwar davon aus, daß die hier sowieso nichts fangen, aber ich möchte ihnen nicht die Illusion auf den ersten Hecht nehmen.

13:40 Uhr, mit den Worten:"Hier, iss das, das ist gut für die Zähne !", reicht mir der Smutje eine frische Möhre. Damit wäre auch gleich der Teil 'frisches Gemüse' für heute abgehakt.

14:10 Uhr, Dieter bringt mir ein Guinness.

14:42 Uhr, eine gute Stunde ohne nennenswerte Ereignisse liegt hinter uns. Das heutige Tagesziel vor Augen gönn ich mir ein Zigarillo.





  tote Orte, nackte Fliesen und Nobelkneipen

14:54 Uhr, wir liegen in Killaloe. Obwohl, eigentlich heißt diese Seite -östliches Ufer- ja Ballina. Killaloe selber liegt ja auf der anderen Seite.

14:56 Uhr, jetzt ist Duschen angesagt.

15:08 Uhr, mit frischen Socken und U-Hosen fühlt 'Mann' sich schon viel besser. Jetzt ein Guinness, ein Whiskey und ein Zigarillo, dann ist die Welt in Ordnung.

15:14 Uhr, der Smutje serviert Linsen Eintopf, wie immer in zwei Varianten. Die klassische süß/sauer Art mit Blutwurst und für den Käpt'n die 'gute' Version mit Knackwurst und ohne süß/sauer. Ich brauch kein Zucker am Essen.

15:30 Uhr, Linsen haben zwar einen guten 'Heizwert', liegen aber schwer im Magen. Dagegen gibt's nur eine Behandlungsmöglichkeit, eine Einheit U-Berg.

15:46 Uhr, eine Flasche "Bushmills"macht die Runde.

16:20 Uhr, 'Kollektivmittagschlaf' ist befohlen.

18:26 Uhr, auf zum Landgang. Wir wollen über die Brücke auf die andere Shannon-Seite, nach Killaloe. Dort können wir evtl. den Proviant auffüllen und -wenn es sich denn so ergibt- sicher auch das eine oder andere Guinness trinken.

18:40 Uhr, es ist schon mehrere Jahre her, daß wir hier unten waren. Um so mehr fallen die Veränderungen auf. Leider tragen die aber eher zum negativen Image von Killaloe bei. Entlang der Main Street sieht's nicht gerade aus, als ob hier noch der Bär steppt. Viele Geschäfte sind geschlossen oder haben "For Sale" Schilder an den Hauswänden. "Crotty's Bar" -oder "The Wooden Spoon Café" wie es später hieß- mit dem urig dekorierten Riesentresen in der Bridge Street gibt's nicht mehr. Das scheint ebenso wie etliche Häuser in der Main Street auch dem Verfall preisgegeben zu sein. Ebenfalls verschwunden ist "The Dalcassian" in der Church Street. Das war der 2. Pub -nach J.J. Hough- den wir jemals in Irland besucht hatten. Schade drum .... 
Der ganze Ort wirkt wie 'ausgestorben'. Das erinnert mich irgendwie an "DromodDromod
Siehe Tourtagebuch-2015
Tag-3 / 18:30 Uhr, Landgang
 
" weiter oben im Norden. Da sind mittlerweile auch so gut wie alle Geschäfte geschlossen und keine Menschen auf der Straße zu sehen.

18:42 Uhr, die Sache mit Proviant war irgendwie auch 'ne Nullnummer. Ich frage ein junges Pärchen, ob es hier irgendwo 'nen gut sortierten Supermarkt o.ä. gibt. Die empfehlen mir "McKeogh's auf der anderen Seite, oberhalb vom Anleger. Das wäre übrigens so ziemlich die einzige Alternative die es hier in der Nähe gibt.

18:52 Uhr, "McKeogh's Foodmarket"
Gut sortiert wäre übertrieben, aber das Nötigste scheint es hier zu geben. Allerdings ähnelt die Wurst und Fleischtheke eher einer 'Fliesenausstellung'. Auf deutsch gesagt, da ist außer den Fliesen nichts zu sehen. Ein Typ mit weißer Kappe, Igelit-Schürze und Gummihandschuhen ist damit beschäftigt, besagte Keramikplatten zu putzen bzw. polieren. Ob das jetzt der Butcher selber ist, oder er zu einem Reinigungsdienst gehört, entzieht sich meiner Kenntnis.

18:56 Uhr, wenigstens ein Bund Lauchzwiebeln haben wir. Frische Baguetten gibt's erst morgen früh. Holger meldet sich spontan diese Aufgabe zu übernehmen.
Grube hat ein Sixpack 'Polenbier' unter'm Arm. Ich habe keine Ahnung, ob dieses offensichtliche und wiederholte Fehverhalten eher krankhaft ist oder nur der verzweifelte Versuch sich dem 'Gruppenzwang' zu entziehen.

19:04 Uhr, wir beschließen bei "Molly's oder wie es jetzt heißt "Bóruma Bar" einzukehren und ein gepflegtes Guinness aus dem Hahn zu genießen.
Leider müssen wir feststellen, daß der ehemalige Pub mittlerweile zum vornehmen Speiserestaurant umgebaut worden ist. Wie immer in solchen Fällen sind auch hier jegliche Gemütlichkeit sowie sonstiges Pub typisches Ambiente verloren gegangen. Die sterile Atmosphäre erkennt man schon bei einen Blick durchs Fenster. Dazu braucht man gar nicht erst rein gehen.

19:08 Uhr, "Flanagans", direkt vom Anleger aus zu erreichen, sieht von außen ebenfalls ziemlich vornehm aus.
Ich schätze in gemütlicher Atmosphäre einfach nur ein, zwei oder auch drei Guinness trinken ohne etwas essen zu müssen, scheint da auch nicht unbedingt gewollt zu sein. Ich habe jedenfalls ein ungutes Gefühl, was ein gepflegtes Guinness betrifft.

19:10 Uhr, gleich nach dem Eingang prangt in großen Lettern "Bitte hier warten, Sie werten platziert ". Irgendwie erinnert mich das sofort an tiefste DDR-Zeiten. Da waren solche Schilder in der Gastronomie Standard.
Damit hat sich das auch erledigt und Flanagans ist ebenfalls aus dem Rennen. Gut, dann wird's eben doch ein 'HeimabendHeimabend
Den Abend daheim, also an Bord verbringen.
 
' werden.

19:16 Uhr, wir sind wieder an Bord.

19:22 Uhr, Grube und Holger trinken das Polenbier. Rein optisch ähnelt das einer frisch gestohlenen Probe aus dem Urologie-Labor. Naja, es hat halt jeder seinen persönlichen Geschmack. Wie sagt man so schön "Toleranz fängt bei Laktose an ", da sollte man das respektieren. Aber Polenbier, ich weiß auch nicht .... Wenn das nur annähernd so schmeckt wie es aussieht, da bin ich -zumindest mir selber gegenüber- lieber intolerant.

19:36 Uhr, der Smutje fragt ob es uns nach Abendbrot gelüstet. Die Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen. So richtig Hunger schein keiner zu haben. "Dagegen lässt sich doch sicher was tun, oder ?". Holger lässt fünf Bushmills ein.

20:02 Uhr, der Bushmills ist alle.

20:26 Uhr, der Bushmills zeigt Wirkung. In der Kombüse wird 'ne Sonderschicht gefahren. Der Smutje bereitet nun doch das Abendbrot. Wobei 'bereitet' vielleicht etwas übertrieben ist. Sagen wir so, er reicht von allem etwas hoch auf den Tisch. Zumindest von den Sachen, die er so in seiner unmittelbaren Reichweite zu greifen bekommt. Also Brot, Salami, Schinken, Käse, Schüttelgurken, Lauchzwiebeln usw. Im Prinzip könnte man es mit "Es gib kaltes Buffet " zusammenfassen.

21:24 Uhr, Grube dreht ein Video vom Bordleben. Als er mit der Kamera über den Tisch schwenkt, gibt er folgende Worte von sich:"Es gibt keinen Underberg mehr, schon seit Stunden nicht mehr ".
Hier muss ich natürlich umgehend Einspruch einlegen. Um die von Grube aufgestellt These nachhaltig zu wiederlegen, greife ich sofort hinter mir ins U-Fach und positioniere fünf Einheiten U-Berg auf dem Tisch.
Grube macht einen weiteren Schwenk in Richtung Kombüse und meint:"Der Smutje ist wieder fleißig. Der macht nicht nur das Abendbrot, sondern auch noch den Abwasch ". Ich kann mir nicht verkneifen zu sagen:"Das gehört aber dazu. DEN haben wir schließlich im Paket gebucht ". 

21:40 Uhr, die fünf Einheiten U-Berg sind mittlerweile 'abgearbeitet'. Der Ordnung wegen und zur Vorbereitung auf die anstehende Nachtruhe legt Dieter noch 'ne kleine Runde Bushmills nach.

22:20 Uhr, Licht aus !
* * * Gute Nacht * * *

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